Psychiatriegeschichte hat immer auch mit der Persönlichkeit von Ärzten und PatientInnen zu tun – das belegt auf eindrucksvolle Weise Alfredo Knuchels Hallelujah, der Herr ist verrückt. Um 1900 interessierte sich der Leiter der damaligen «Irrenanstalt Waldau», Walter Morgenthaler, für das gestalterische Schaffen seiner Kranken, auch, um sie besser therapieren zu können. Daraus entstand vielerlei: die Maltherapie einerseits, aber auch der Versuch, gestalterische Arbeiten von «Laien» als Kunst zu verstehen. Knuchel schlägt einen weiten Bogen: von den ersten künstlerisch aktiven Patienten (Adolf Wölfli, Friedrich Glauser, Robert Walser) zu gegenwärtigen Versuchen, psychische Krisen gestalterisch zu bewältigen. Zu Wort kommt aber auch Heinz Feldmann, der die Sammlung Morgenthaler rettete, die heute Bestandteil des Psychiatriemuseums Bern ist. «Knuchel geht von den vorgefundenen Atmosphären und Personen aus, lässt sie sprechen und respektiert dabei ihre Sicht der Dinge. Neben Schmerz und existenzieller Not ist dabei auch eine gute Portion Ironie und bewegtes Leben zu spüren. » (Charles Martig)