Das Oktober-Programm mit Arbeiten von Ferhat Özgür, Hörner / Antlfinger, Jessica Dudziak und Daisy Riley hat Toni Stooss zusammengestellt. Einführung: Samstag, 7.10. 18:30.
Gesellschaftliche Utopien, Träume vom «Global Village» und Theorien vom «Ende der Geschichte», mit der Integration und Assimilation nicht-westlicher Kulturen, scheinen angesichts multipler Krisen und sich wandelnder globaler Machtverhältnisse endgültig gescheitert zu sein. Was können wir tun, was vermag die Kunst im Zeitalter von virtuellem «Second Life» und realen Kriegen und Migration zu schaffen, wie stellen sich angesichts des Wertewandels neue Identitäten her, ohne dass wir, dass die Künstler:innen ins Dystopische abgleiten?
Sowohl die Gender-Debatte mit ihren praktischen Auswirkungen wie auch die Problematik der Identitätsfindung dringen heute zunehmend in breite Gesellschaftskreise vor, während sich zumeist transmedial schaffende Künstler:innen schon vor vielen Jahren mit einzelnen Aspekten der zusammenhängenden Problemkreise befasst haben und heutige Kreative dies fortwährend tun.
Das «abstract» zu einer im Oktober 2021 online erschienenen Arbeit mehrerer Autor:innen mit dem Titel «Getting Our Shift Together» scheint mit der Definition des «Identity shifts» wie zugeschnitten auf die sich mit dem umrissenen Themenkreis befassenden Videos: «The concept of identity shift refers to the process of self-transformation that is the result of intentional self-presentation in a mediated context.» Unter dieser Perspektive umfasst die zeitgenössische Videoproduktion multiple Ansätze, von der Dokumentation persönlicher Rollenspiele bis zum «Leben» als Avatar in digital erschaffenen Welten, im Metaverse, wobei das Performative gleichsam die allen gemeinsame Basis darstellt.
Ausgehend vom Begriffspaar der «Shifting Identities/Gleitende Identitäten» wurden für die REX Box ältere sowie in den letzten drei Jahren produzierte Videos von einem Künstler, zwei Künstlerinnen und einem Künstlerpaar ausgewählt, die sich dem Thema des Identitätswandels in kleinen Schritten, in visualisierten Gesten nähern, einmal witzig, ein andermal pathetisch formuliert. Sie reichen von der Aufzeichnung eines performativen Akts zivilen Ungehorsams über die Phantasie des «cross-species»-Zusammenlebens von Mensch und Tier, die poetische Reflexion einer modebewussten Dragqueen und die Identitätsverschiebungen im Bereich heutiger «Fashion» bis hin zur Bildmetapher für die Auswirkungen heutiger Migration.