Auf der Suche nach Drehorten für seinen Film Tigrero fuhr Samuel Fuller 1954 in den tropischen Regenwald Brasiliens. John Wayne, Ava Gardner und Tyrone Power sollten die Hauptrollen in diesem Abenteuerdrama übernehmen, in dem ein Ehepaar von einem Tigrero – einem Jaguar-Jäger – durch den unwegsamen Dschungel geführt wird. Fuller war einer der ersten Weissen, die das Gebiet der Karajá-Indianer betraten. Mit einer 16-mm-Kamera filmte er ihren Alltag und ihre Rituale. Das Filmprojekt nahm Formen an. Zurück in Los Angeles erfuhr Fuller, dass sich die Versicherungen weigerten, die Risiken der teuren Stars während der unberechenbaren Dreharbeiten im Regenwald zu decken. Dies bedeutete das Aus für die Produktion. Fullers Probeaufnahmen – rund eine Stunde Filmmaterial – gerieten in Vergessenheit.
In Tigrero – A Film That Was Never Made schildert Mika Kaurismäki Sam Fullers Rückkehr nach Santa Isabel do Morro auf der gleichen Route wie vierzig Jahren zuvor. Begleitet wird der Regie-Altmeister von Jim Jarmusch, der mit Fuller ausführlich über das damals gescheiterte Filmprojekt, aber auch über das Regiehandwerk sowie Gott und die Welt spricht. Kaurismäki: «Im März 1992 traf ich Samuel Fuller zum ersten Mal in Paris. (…) Einige Wochen später erhielt ich ein Paket mit Filmmaterial, das er vor vierzig Jahren aufgenommen hatte. Beiliegend fand ich einen kleinen Zettel mit der Aufschrift: ‹Mach’ was draus!›» Das erstaunliche Ergebnis sehen wir hier.
René Moser