Sparta
AT/FR/DE 2022, 101', DCP, D. Ab 16 J., Regie Ulrich Seidl. Drehbuch Ulrich Seidl. Mit Georg Friedrich, Florentina Elena Pop, Hans-Michael Rehberg, Marius Ignat, Octavian-Nicolae Cocis.
Das «Bruderstück» zu Rimini: In Sparta zeichnet Ulrich Seidl das komplexe Porträt eines Mannes, der sich seinem pädophilen Begehren stellen muss. Siehe dazu auch den Text von Stefan Grissemann über Böse Spiele und das Interview mit Ulrich Seidl in der NZZ.
Vor Jahren hat es den Mittvierziger Ewald (Georg Friedrich) nach Rumänien verschlagen. Jetzt wagt er einen Neuanfang. Er verlässt seine Freundin und zieht in die verarmte, ländliche Einöde, wo er mit Buben aus der Umgebung ein verfallenes Schulgebäude zu einer Festung ausbaut. Die Kinder entdecken dort eine Unbeschwertheit, die sie so nicht kannten. Doch Ewald muss sich einer lange verdrängten Wahrheit stellen.
«Ich habe vor vielen Jahren auf die Frage eines Journalisten, welches Thema ich keinesfalls für einen Film bearbeiten würde, gesagt: Kindesmissbrauch. Als ich aber eines Tages auf die wahre Geschichte eines Deutschen, der Nacktfotos von Buben gemacht und über eine kanadische Agentur im Internet verkauft hat, gestossen bin, wusste ich, dass ich mich darauf einlassen möchte. Allerdings war der Tatsachenfall nur ein Ansatz und Ausgangspunkt für die Entwicklung des Drehbuchs für Sparta. Mit der Hauptfigur Ewald haben sich Co-Autorin Veronika Franz und ich sehr weit von der Inspirationsquelle entfernt. Ewald macht die Fotos und Videos nicht, um damit Geschäfte zu machen. Vielmehr sucht er nach einem Weg, mit seiner pädophilen Neigung umzugehen. Wie sein Bruder Richie, dessen Geschichte ich in Rimini erzählt habe, wird er von seiner Vergangenheit eingeholt, ist seine Selbstfindung eine schmerzhafte. Rimini und Sparta formen ein Diptychon, das um eben dieses Leitthema kreist.» Ulrich Seidl