Rote Sonne
BRD 1969, 87', DCP, D. Regie Rudolf Thome. Drehbuch Max Zihlmann. Mit Uschi Obermaier, Marquard Bohm, Sylvia Kekule, Gaby Go, Diana Körner, Peter Moland, Don Wal, Hark Bohm.
Die neuzeitlichen Töchter der Sirenen leben in Schwabing: Vier Frauen in einer Münchner Altbauwohnung teilen ein Geheimnis – hat eine von ihnen einen Liebhaber, so muss dieser nach fünf Tagen getötet werden. Viel mehr als diese reisserische Prämisse brauchte Regisseur Rudolf Thome nicht, um mit Rote Sonne eine faszinierende Spätsechziger-Fantasie zu entwerfen, die schwerelos zwischen Nouvelle-Vague-Reminiszenz und Pop-Art-Theaterlaienspiel oszilliert. Für das Minimum an Plot in dem hochstilisierten Reigen sorgen derweil Sixties-Ikone Uschi Obermaier als verführerische Kommunardin Peggy und der unverwechselbare Marquard Bohm in der Rolle des designierten Liebesopfers Thomas.
Mit seinen hochstilisierten Vignetten, gebrochenen Genrezitaten und dem ungebremsten Stilwillen bleibt Thomes Film aus dem Jahr 1969 bis heute eine aufregende Episode in der deutschen Filmgeschichte. Zudem zeichnet er bei aller artifiziellen Entrücktheit ein beunruhigend treffendes Phantombild des «Sommers der Liebe»: Symbolisch wird noch einmal vorgeführt, wie strukturelle und physische Gewalt das schockierende Ende aller Hippieträume bedeutete und sich das vormals sonnengelbe Glück blutrot färbte.