Notturno
Italien/Frankreich/Deutschland 2020, 100', DCP, OV/d/f. Ab 16 J., Regie Gianfranco Rosi. Drehbuch Gianfranco Rosi.
Die Nachwirkungen des Krieges: Gianfranco Rosi verdichtet alltägliche Szenen aus den Grenzgebieten im Nahen Osten zu dunklen Tableaus von schmerzhafter Schönheit.
Kurdische Soldatinnen, die einen Grenzposten bewachen inmitten einer Landschaft von rauer Schönheit; ein Paar, das beim romantischen Rendezvous auf einem Dach eine Wasserpfeife teilt, während aus der Ferne Schüsse zu hören sind; ein Mann im Abendrot, der sich im Ruderboot den Weg durchs Schilf bahnt: Drei Jahre lang hat Gianfranco Rosi (Fuocoammare) in den jeweiligen Grenzgebieten der Länder Syrien, Irak, Kurdistan und Libanon gedreht und Menschen gefilmt, die auf wechselnden Seiten von den Kriegen in der Region betroffen und traumatisiert sind. Rosis Interesse gilt dabei immer wieder dem subtilen Zusammenspiel von Alltäglichkeit, Schönheit und Katastrophe.
«Gianfranco Rosi kehrt den üblichen Darstellungen von Gewalt und Krieg den Rücken und lotet stattdessen die psychischen Traumata der Opfer aus, indem er sich auf die Ungewissheit ihres Alltagslebens konzentriert. Man kann den Krieg förmlich heraushören aus den düsteren Gesängen der Mütter an den Orten der Gräueltaten, aus dem Stottern von lebenslang traumatisierten Kindern oder aus dem Theaterstück über die Absurdität von Politik, das Patienten einer psychiatrischen Klinik aufführen. So unterschiedlich die Geschichten auch sind, der Regisseur verleiht ihnen eine gewisse Einheitlichkeit, die geografische Distanzen ausblendet. Rosi vergisst nie, eine Menschheit zu zeigen, die jeden Morgen aus der scheinbar endlosen Düsternis neu erwacht. Aus der denkbar dunkelsten Materie unserer Geschichte entstand ein Film mit wahrer Leuchtkraft.» Lux Film Fest