Lazzaro felice
Italien/Schweiz/Frankreich/Deutschland 2018, 128', DCP, I/d/f. Ab 16 J., Regie Alice Rohrwacher. Drehbuch Alice Rohrwacher. Mit Alba Rohrwacher, Nicoletta Braschi, Adriano Tardiolo.
Fabel, Märchen und politisches Manifest in einem: Alice Rohrwacher erzählt von einem unscheinbaren Heiligen und verbindet meisterhaft Realismus mit volkstümlicher Magie. Mit ihrem zauberhaften Werk gewann die italienische Regisseurin 2018 in Cannes den Drehbuchpreis.
Dies ist die Geschichte der Begegnung zwischen Lazzaro, einem jungen Bauern, der so gutmütig ist, dass er oft für einfältig gehalten wird, und Tancredi, einem jungen Adligen mit einer blühenden Fantasie. Ihr Leben im abgelegenen Dörfchen Inviolata wird beherrscht von der schrecklichen Marquise Alfonsina de Luna, Königin der Zigaretten. Als Tancredi Lazzaro bittet, ihm bei der Inszenierung seiner eigenen Entführung zu helfen, entsteht zwischen den beiden eine enge Freundschaft. Diese merkwürdige und unerwartete Verbindung ist eine Offenbarung für Lazzaro. Eine Freundschaft, die so kostbar ist, dass sie Lazzaro auf der Suche nach Tancredi durch Zeit und Raum reisen lässt.
«Wie Rohrwacher die Lazarus-Legende, ihre verschiedenen Versionen, Motive und Deutungen in ihr Drehbuch eingeflochten hat, ist überaus raffiniert. Es geht um Wiederauferstehung sowie die Gabe, Tiere und Pflanzen, die als ausgestorben galten, wiederzufinden – und um den Armen, der nur begehrt, was von der Tafel des Reichen fällt. Hier setzt Rohrwachers Sozialkritik an, die sich indes einer realistischen Betrachtung verweigert. Vielmehr führt sie den gleichnishaften Ton der Legende fort und setzt sie anspielungsreich ins Bild. Das ist traurig-schön, mitunter auch komisch und vor allem ziemlich grotesk.» (Susanne Ostwald, NZZ)
«Lazzaro felice ist die Geschichte eines unscheinbaren Heiligen, der keine Wunder vollbringt, der über keine besonderen Fähigkeiten verfügt, keine magischen Kräfte besitzt, eine Geschichte ohne Special Effects. Ein Heiliger, der in dieser Welt lebt und von niemandem etwas Böses denkt, der immer an die Menschen glaubt. Eine Geschichte, die von der Möglichkeit des Gutseins erzählt, die die Menschen immer ignoriert haben und die dennoch immer wieder auftaucht, um sie in Frage zu stellen; wie etwas, was hätte sein können, aber was wir niemals gewollt haben. Lazzaro felice ist ein politisches Manifest, ein Märchen über die Geschichte Italiens der letzten fünfzig Jahre, ein Lied.» (Alice Rohrwacher)