Mit ihrem Debütfilm um eine arabische Frauen-WG in Tel Aviv sorgte Maysaloun Hamoud an Festivals für Furore. Auf erfrischend direkte Art und Weise thematisiert die palästinensische Regisseurin mit israelischem Pass kulturelle, sexuelle und religiöse Themen.
Die drei arabischen Frauen Lalia, Salma und Nur leben zusammen in Tel Aviv. Ihre kulturelle und religiöse Isolation in der israelischen Stadt ist jedoch die einzige Gemeinsamkeit, die die drei Frauen haben: Laila steht als knallharte Anwältin unter Dauerstress und ist des Nachts in der Underground-Clubszene unterwegs, die lesbische Salma arbeitet als DJ und Barfrau und die Studentin Nur ist die einzige religiöse Muslimin der Gruppe. Alle drei Frauen müssen sich jedoch mit den Schwierigkeiten des Lebens zwischen Tradition und Moderne auseinandersetzen: Nur erhält Besuch von ihrem konservativen Verlobten, der wenig begeistert ist von ihren Mitbewohnerinnen, Leila muss feststellen, dass der aufgeklärte muslimische Mann, in den sie verliebt ist, doch nicht so tolerant ist wie gedacht und Selma bekommt Probleme mit ihrer christlichen Familie.
Die drei Frauen teilen mehr als nur die gemeinsame Wohnung: Für die Palästinenserinnen in Israel zieht sich der Konflikt zwischen dem Wertekorsett ihrer traditionellen Herkunft und dem Freiheitsversprechen des progressiven Lifestyles der Grossstadt durch ihren Alltag. Sie sprechen fliessend Hebräisch und Arabisch und sind äusserlich kaum von ihren jüdischen Altersgenossinnen zu unterscheiden. Doch in ihren familiären und romantischen Beziehungen geraten sie fortwährend in den Zwiespalt zwischen neuen und alten, traditionellen und (vermeintlich) liberalen Rollenmustern, der ihnen immer wieder heikle Balanceakte abverlangt.
Das Langfilmdebüt der arabisch-israelischen Regisseurin Maysaloun Hamoud knüpft an ein Genre an, das sich spätestens mit Erfolgsserien wie Sex and the City etabliert hat. Die Lebensrealität selbstbestimmter, sexuell aktiver Frauen im urbanen Setting vibrierender Metropolen wird hier allerdings mit der spezifischen Situation der arabisch-israelischen Protagonistinnen und der medial kaum repräsentierten, palästinensischen Untergrundszene verbunden.
«Für mich liegt die Gegensätzlichkeit nicht zwischen Orient und Okzident, sondern zwischen Konservativen und Liberalen.» (Maysaloun Hamoud)
«Vieles ist im Arabischen Frühling fehlgeschlagen, aber dieser Film ist eine seiner späten, gelungenen Blüten. Die Idee dazu kam der Regisseurin Maysaloun Hamoud vor sechs Jahren, als die Menschen in Kairo auf die Strassen gingen, um die Machtverhältnisse und die alten Denksysteme ins Wanken zu bringen. (...) Nicht der Nahostkonflikt, nicht die Besatzung sind ihr Thema, sondern der Ausbruch aus tradierten Rollenvorstellungen, die persönliche Emanzipation, die Widersprüche des Lebens, in denen sich ihre drei Protagonistinnen bewegen.» («Frankfurter Rundschau»)