Höhenfeuer
Schweiz 1985, 113', DCP, Dialekt/f. Regie Fredi M. Murer. Drehbuch Fredi M. Murer. Mit Johanna Lier, Thomas Nock, Rolf Illig, Dorothea Moritz.
Der taub geborene «Bub» und seine Schwester Belli leben mit den Eltern auf einem entlegenen Hof in den Bergen. Der Vater lässt nicht zu, dass der Bub in ein Heim geht. So wird Belli nach der Schulzeit Magd im eigenen Haus und Lehrerin ihres kleinen Bruders. Seit früher Kindheit sind die beiden unzertrennlich. Eines Tages stellt die Mutter fest, dass die beiden Dinge tun, die nicht «normal» sind. Hier beginnt erst die Geschichte…
«Die ‹SonntagsZeitung› wählt seit 2001 regelmässig den besten Schweizer Film der Geschichte. Bei dieser grossen Umfrage schwingt seit Jahren Höhenfeuer oben aus, meist mit grossem Vorsprung. Es ist eine Fabel von zwei Geschwistern auf der Alp. Doch die unschuldige Liebesgeschichte zwischen Belli und dem Jungen, der einfach Bub genannt wird, mündet in Inzest und Tod. Der Film ist geografisch exakt verortet (ein Hang oberhalb der Gotthardlinie im Kanton Uri), aber er hat die universelle Dimension einer griechischen Tragödie. Und scheint nicht zu altern. Zahlreiche Filmschaffende beziehen sich auf ihn. Zum Beispiel Ursula Meier, die beim Schreiben von «Home» ebenfalls an «Höhenfeuer» dachte. Und die sich in ihrem eigenen Bergfilm L’enfant d’en haut an ein Gestaltungsmittel erinnerte, dass auch Fredi M. Murer im besten Schweizer Film konsequent anwandte: Nie die Bergspitzen zeigen, damit es nicht nach Postkartenidylle aussieht.» Matthias Lerf
«Murer verbindet das mythische Ödipusmotiv mit äusserster ethnografischer Genauigkeit, das Symbolische mit dem Realistischen. Er steigert den Alltag – etwa die Maulwurfjagd zu Beginn, den Gang der Jahreszeiten samt Wachstum der Flora und der Tiere, den Gang zu den Grosseltern, zur Kirche und zum Mark – ins Zeichenhafte, ja Metaphysische.» Martin Schaub
5 Filmfakten über HÖHENFEUER | filmo featurette 2021 | deutsche Version