Jonas Mekas, 1922 in Litauen geboren, überlebte Verfolgung, Verschleppung und Inhaftierung in einem Lager der Nazis, emigrierte 1949 nach New York, wo er mit Andy Warhol und Yoko Ono zusammenarbeitete und zu einer der wichtigsten Figuren der amerikanischen Avantgarde wurde. Am 23. Januar ist Mekas im Alter von 96 Jahren gestorben. Zur Erinnerung an den grossen Aktivisten und Künstler zeigen wir am Sonntag, 3. Februar, dessen Tagebuchfilm Walden.
Geboren 1922 in Seminiskiai, Litauen, lebte und arbeitete Jonas Mekas in New York. Der Diebstahl der Schreibmaschine, auf der Jonas Mekas – wie sein Bruder im Widerstand aktiv – verbotene Schriftstücke verfasste, veranlasste die beiden 1944 aus Angst vor Entdeckung nach Wien zu emigrieren. Doch im gleichen Jahr wurden sie in ein deutsches Gefangenenlager verschleppt. Ein illegales Versteck in Schleswig-Holstein und ein DP-Lager in der Nachkriegszeit waren die nächsten Stationen ihrer Odyssee. Bis 1948 hielt sich Jonas Mekas noch in Deutschland auf, wo er in Mainz u.a. Philosophie studierte. 1949 reiste er nach New York aus. Anfang der fünfziger Jahre entstanden erste Dokumentarfilme über Brooklyn. 1955 gründete er das Magazin «Film Culture», das zum Sprachrohr der amerikanischen Film-Avantgarde wurde. 1960 war er an der Gründung der New American Cinema Group beteiligt und rief 1962 die New Yorker Film-Makers' Cooperative ins Leben. 1970 gründete er zusammen mit P. Adam Sitney das Anthology Film Archive in New York. Als Leiter des Archive, sowie als Filmemacher, Schriftsteller und Dozent an amerikanischen und europäischen Hochschulen und mit seinen wöchentlichen Kolumnen in der Zeitschrift ,The Village Voice' wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter des unabhängigen Films in Amerika und der ganzen Welt. Arsenal, Institut für Film und Videokunst
«Die grosse Leistung des amerikanischen Avantgardefilms war die Verinnerlichung des Filmbildes: Das zustandekommen einer Gruppe von Filmen, deren Technik nicht darauf zielte, das Filmbild für die objektive Darstellung äußerer Ereignisse zu nutzen, sondern für die Erforschung der Erscheinungsbilder der inneren Gestalten und Visionen der Filmemacher. Jonas Mekas ist vielleicht am besten bekannt als der grosse Fürsprecher des amerikanischen Avantgardefilms. Durch sein publizistisches Wirken und durch seine Tätigkeit als Veranstalter über mehrere Dekaden brachte er die Errungenschaften dieser ausserordentlichen filmischen Bewegung zur Kenntnis vieler, die diese Filme sonst nicht kennengelernt haben würden. Aber er ist auch selbst ein Filmemacher, und tatsächlich gehört er zu den besten Künstlern der Bewegung, die er verteidigt.» Fred Camper