«Das Wunderbare, das Unbegreifliche und Magische mit unbewegtem Gesicht erzählen» wollte der Literat Gabriel Garcia Márquez; ähnlich die Macher der Graphic Novel «Golem im Emmental»: Ohne mit der Wimper zu zucken, treiben sie Cowboys & Aliens durch Gotthelfs Emmental. Den filmischen Goldrahmen zur Buchvernissage, die am Freitag, 20. Mai, um 19 Uhr stattfindet, bilden die Gotthelf-Verfilmung Die Käserei in der Vehfreude und der Spaghettiwestern Django mit Franco Nero von Sergio Corbucci.
«Ein Mann mit Sarg im Schlepptau kämpft sich an einem regnerischen Sommertag 1832 durch knöcheltiefen Dreck», heisst es im Eingang zu «Golem im Emmental», einer Graphic Novel, welche die Berner Comic-Zeichner Gregor Gilg und Barbara Schrag zusammen mit Autor Benedikt Eppenberger realisiert haben. Drei Jahre dauerte die Arbeit am Bauernspiegel-Gothic-Horror-Kabbala-Spaghettiwestern-Comic, der am 20. Mai 2016 im Verlag Edition Moderne erscheint. Die Buch-Vernissage im Kino REX entspricht dem Herzenswunsch der drei Macher, die bei dieser Gelegenheit, neben ihrem Comic-Band, mit den Spielfilmen Die Käserei in der Vehfreude (1958) und Django (1966) zwei Inspirationsquellen präsentieren.
Die Gotthelf-Verfilmung und den Italowestern trennen Welten – würde man meinen. Etwa so wie Jane Austen und Zombies oder Anne Bäbi Jowäger und Spiderman. Doch Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, und wieso nicht mal auf Risiko spielen? Anne Babe Jo-Wager – Dawn of the Spider Woman! Nur wer noch nie Gotthelfs Spinnen-Horror ausgesetzt war, wird sich ob solcher Bastardisierung an den Kopf greifen. Tatsache ist, dass sich aus den Versatzstücken gegensätzlicher Welten aufregende Geschichten formen lassen. Und so präsentiert sich «Golem im Emmental» als ein mit Papier und Tinte kompilierter Comic-Golem, in den mit meisterlichem Strich Gotthelfs «schwarze Spinne», kabbalistische Geheimschriften, romantischer Frankenstein-Mythos, Superman-Comics und Spaghettiwestern-Stiefeldreck eingearbeitet wurden. (epp)
Das Buch
Ein Mann mit Sarg im Schlepptau kämpft sich an einem regnerischen Sommertag 1832 durchs Berner Emmental. Sein Ziel: der Hof der jungen Witwe Hanni Wütrich. Eine Schuld wäre zu begleichen. Eben angekommen, muss der Wanderer dann mitansehen, wie ein sadistischer Grossbauer und der verliebte Vikar Bitzius die schöne Bäuerin bedrängen. Als der mysteriöse Fremde darauf seine Weiterfahrt aufschiebt und kurze Zeit später eine riesenhafte Gestalt auftaucht, ist das der Beginn einer Tragödie, in der sich Liebe und Hass zum Totentanz verkrallen.
Eppenberger/Gilg/Schrag
GOLEM IM EMMENTAL
ISBN 978-3-03731-152-3
304 Seiten, s/w 17 × 24 cm, Panoramaeinband in Wickelbroschur ca. CHF 29.–
Die Vernissage
Freitag, 20. Mai, 19.00
Anlässlich der Buchvernissage im Kino REX präsentieren Gregor Gilg und Barbara Schrag (Zeichnung & Gestaltung) zusammen mit Benedikt Eppenberger (Story) ihre Graphic Novel «Golem im Emmental», die am 20. Mai 2016 im Verlag Edition Moderne erscheint. Gefeiert wird das Resultat eines Arbeitsprozesses, welcher von der Idee, Recherche, Dramatisierung über Bildaufteilung, Skizzieren, Rohzeichnen und der Ausführung von 300 Seiten mit Feder und Tusche sowie am Computer über vier Jahre in Anspruch nahm. Dazu wird signiert, es gibt Film, Wein, Bier, belegte Brötchen, Musik sowie die Gelegenheit zur Entdeckung einer Literaturgattung – mit «Golem im Emmental» erhielt 2013 das erste Mal auch eine Graphic Novel einen Werkbeitrag von Pro Helvetia im Bereich Literatur – die als Kunstform zunehmend an Popularität gewinnt und sich dabei – zwischen Literatur, bildender Kunst und Film – als aufregende Form des Erzählens zu etablieren anschickt.