Das Porträt eines wachen, suchenden Dirigenten: Laurent Jaquet gewann mit seinem Dokumentarfilm über die Arbeit von Mario Venzago am Berner Filmpreis Festival den Publikumspreis. Vorfilm: The Five Minute Museum von Paul Bush.
Anton Bruckner hat die meisten seiner Sinfonien in verschiedenen Fassungen vorgelegt. Diese sind heute sorgfältig publiziert, bewertet und allgemein bekannt. Ist die Unumstrittenheit des gesicherten Bestandes der Grund, warum sich so viele heutige Aufnahmen nicht mehr wirklich eklatant voneinander abheben, zumindest im Vergleich mit den bestürzenden unterschiedlichen Lesarten früherer Bruckner-Exegeten? Der Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters, Mario Venzago, ist für sein Grossprojekt vom Wunsch ausgegangen, jede der zehn Bruckner-Sinfonien mit einem spezifischen Orchester aufzunehmen und damit das so wunderbar Unterschiedliche in Bruckners Werk hervorzuheben.
Venzagos Bruckner ist die Dokumentation einer unkonventionellen, eigenwilligen und visionären Sicht auf einen klassischen Komponisten, erzählt von heiligen Dingen, gibt Einblick in musikalische Probenprozesse und ist – von Laurent Jaquet subtil und authentisch eingefangen – das Porträt eines wachen, suchenden Dirigenten.
Als Vorfilm zeigen wir The Five Minute Museum von Paul Bush (CH/GB 2015, 6 Min., ohne Worte). Der experimentelle Animationsfilm, in dem tausende Ausstellungsstücke aus den Sammlungen verschiedener Museen zu einer animierten Geschichte menschlicher Bemühungen zusammengefügt werden, wurde letztes Jahr beim Berner Filmpreis als bester Experimentalfilm ausgezeichnet.