
Uncle Howard
Nachdem Howard Brookner, Regisseur von Burroughs: The Movie (1983), Robert Wilson and the Civil Wars (1987) und Bloodhounds of Broadway (mit Mat Dillon und Madonna, 1989), kurz vor der Premiere seines einzigen Spielfilms im Alter von 34 Jahren an den Folgen von Aids gestorben war, drohte sein schmales, unter Insidern hochgelobtes Werk in Vergessenheit zu geraten. Sein Neffe Aaron nahm sich vor, das Erbe des ebenso obsessiven wie begnadeten Filmemachers zu bewahren und dessen kultigen Erstling – die ultimative, mit ultrararem Material angereicherte Dokumentation über William S. Burroughs – zu digitalisieren. Diese Arbeit führte zur zufälligen Entdeckung des Brookner-Archivs in Burroughs’ mythenumwobenem «Bunker» an der New Yorker Bowery, wo Schätze wie etwa die «wild tracks», gemäss Jim Jarmusch w i r k l i c h wilde Aufnahmen, lagerten. Ein reicher Fundus an Material, das der Filmbesessene zwischen 1978 und 1989 drehte und das ein einzigartiges Dokument der unglaublich vitalen damaligen Kunst- und Schwulenszene von Downtown New York darstellt.
Aaron Brookners Film Uncle Howard schildert eine abenteuerliche, sehr persönliche Reise zurück in jene künstlerisch äusserst ergiebige Dekade, begleitet von Gesprächen mit Familienangehörigen und engen Freunden seines Onkels (darunter John Giorno, Jim Jarmusch, Tom DiCillo, Brad Gooch, Sara Driver, Robert Wilson und Kim Massee). Entstanden ist ein intensives, äusserst berührendes Porträt dieses allzu früh verstorbenen Unvollendeten.
René Moser