MISÉRICORDE
FR/ES/PT 2024, 102', DCP, Französich/d. Ab 14 (16) J., Regie Alain Guiraudie. Drehbuch Alain Guiraudie. Mit Félix Kysyl, Catherine Frot, Jacques Develay, Jean-Baptiste Durand, David Ayala.
Der französische Regisseur Alain Guiraudie (L’inconnu du lac) erzählt in Miséricorde eine ländliche Heimkehrergeschichte, die Leidenschaft, Verbrechen, Pilze und Schlafzimmerfarce zu einem schwindelerregenden Effekt verbindet.
Nach zehn Jahren kehrt Jérémie in seinen Heimatort im Südosten Frankreichs zurück, um an der Beerdigung des Dorfbäckers teilzunehmen. Als Teenager war Jérémie dessen Lehrling – und vielleicht noch mehr. Von Vincent, dem latent gewalttätigen Sohn des Verstorbenen, wird Jérémie mit Argwohn empfangen, aber auch mit unterschwelligem Begehren. Die Bäckerswitwe Martine bietet ihm einen Schlafplatz an und sucht etwas direkter seine körperliche Nähe. Ambivalente sexuelle Spannungen erzeugt der mysteriöse Rückkehrer auch bei Bauer Walter und dem neugierigen Pfarrer Grisolles. Als Vincent spurlos verschwindet, fällt der Verdacht schnell auf Jérémie.
Auch in seinem neuen Film Miséricorde spinnt Alain Guiraudie, der Meister der sinnlich-abgründigen Provinzerzählung, ein subtiles Netz aus gehemmter Lust und erotischen Manipulationen – und entwirrt es wieder mit skurrilen Wendungen und absurdem Humor. Seine mythisch-spirituell aufgeladene Thriller-Komödie ist inspiriert von Hitchcock und Pasolini, interessiert sich nicht für Genregrenzen und folgt ihrer ganz eigenen Moral.