Soy Nero
Soy Nero
Deutschland / Frankreich / Mexiko 2016, 120', DCP, OV/d. Regie Rafi Pitts. Drehbuch Rafi Pitts, Razvan Radulescu. Mit Johnny Ortiz, Rory Cochrane, Aml Ameen, Darrell Britt-Gibson, Michael Harney, Ian Casselberry, Rosa Frausto, Khleo Thomas, Alexander Frost, T.J. Linnard.
Sie gehen zur Armee, weil sie dann Chancen auf die amerikanische Staatsbürgerschaft haben: Der iranische Regisseur Rafi Pitts (The Hunter) erzählt in seinem neuen Film von Männern, die ihr Leben für ein Vaterland riskieren, das nicht ihr Vaterland sein will.
«Der Grenzzaun zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten gehört zu ihrem Leben, die mexikanischen Jugendlichen nutzen ihn am Strand als Volleyballnetz und liefern sich mit ihren Altersgenossen auf der anderen Seite eine besondere Art des Länderspiels. Wenn Nero das meterhohe Metallgitter nachts überwindet, spürt man, dass er darin bereits eine gewisse Routine hat. Denn nichts vermag ihn von seinem Traum abzubringen, US-amerikanischer Staatsbürger zu werden. Er folgt den Spuren seines älteren Bruders, die ihn nach Los Angeles, in die Villen der Reichen und Schönen, führen. Ungläubig blickt er auf dieses andere Leben mit Pool und Zweitgarage, das hoffentlich bald auch das seine sein wird. Doch die einzige Chance, schnell eine Green Card zu bekommen, ist, sich freiwillig zum Militärdienst zu melden. Plötzlich findet sich Nero in der Wüstenlandschaft der Kriegsgebiete im Mittleren Osten wieder. Mit einem Maschinengewehr in der Hand kämpft er für seine Staatsbürgerschaft. Auch in seinem neuen Film begleitet Rafi Pitts einen Wanderer auf seinen existenziellen Wegen.» (Berlinale)
«Der Regisseur Rafi Pitts, der als Iraner im politischen Exil in Frankreich lebt, macht aus diesen geografischen Irritationen die grosse Stärke seines Films. Denn wenn Soy Nero den Green-Card-Soldiers wie Nero gewidmet ist, die dann doch nicht eingebürgert werden; wenn sein Kinostart das Erstarken Donald Trumps und seine Pläne zum Bau einer Mauer zwischen Mexiko und Amerika begleitet, ebenso wie das Scheitern von Obamas Gesetzesvorhaben zur Einbürgerung illegaler Einwanderer – dann wirkt diese Irrealität von Territorien und Grenzen wie die radikale Umkehrung einer Welt, die sich immer mehr abschottet. Pitts kritisiert damit nicht einfach nur die Grenzen – er hebt sie auf. Als würde er sagen: Ein abgeschottetes Land ist an sich eine Illusion, eine Irrealität – gerade wenn es, wie die Vereinigten Staaten, nur aus Einwanderern besteht.» (Philipp Stadelmaier, NZZ)