Midnight Traveler
Afghanistan 2019, 87', DCP, Dari/E/d/f. Regie Hassan Fazili. Drehbuch Emelie Mahdavian. Mit Nargis Fazili, Zahra Fazili, Fatima Hussaini, Hassan Fazili.
2014 drehte Hassan Fazili in Afghanistan einen Film über einen Taliban, der Frieden wollte. Nach der TV-Ausstrahlung wurde der Taliban von seinen ehemaligen Mitkämpfern umgebracht. Fazili musste mit seiner Familie fliehen. Zusammen mit seiner Frau dokumentierte er die Odyssee. Den Schrecken des Krieges setzt er Momente von Poesie und familiärem Glück entgegen.
Schicksalhafte Entwicklungen und überraschende Wendungen sind für Dokumentarfilmende willkommene Zutaten. Aber wenn der Regisseur und seine Familie selbst Protagonisten im eigenen Film sind, wird jede bedrohliche Lage zum Gewissenskonflikt. Soll man die dramatischen Momente filmen oder ist der Gedanke an eine gute Filmszene mitten im Unglück unmoralisch? Eine Todesdrohung der Taliban bringt den afghanischen Regisseur Hassan Fazili und seine Frau Fatima Hussaini, ebenfalls Filmemacherin, im Jahr 2015 in diese Situation. Zusammen mit den beiden Töchtern Nargis (11) und Zahra (6) fliehen sie auf der Suche nach Sicherheit aus der Heimat ins ferne Europa. Das Ehepaar und auch die beiden Töchter filmen die mehrjährige Reise mit ihren Mobiltelefonen. Auf der Balkanroute, während langer und ungewisser Aufenthalte in verschiedenen Flüchtlingslagern, gibt es ihnen Kraft, ihre schwierige Situation zu dokumentieren. Trotz Widrigkeiten und Rückschlägen verlieren die Eltern nie ihre Menschlichkeit. Sie nehmen alle Entbehrungen auf sich und hoffen auf eine bessere Zukunft für ihre Töchter, die sich auf der langen Reise allmählich emanzipieren.
«Mit drei Mobilfunkgeräten haben sie daraus ein Roadmovie gemacht, das viel mehr als bloss eine Art Logbuch der Selbstrettung einer Familie ist. Midnight Traveler setzt Angst, Frust und zermürbender Langeweile eine Poesie des Augenblicks entgegen, die sich aus Wolkenformationen, Vogelschwärmen, dem Lachen der Kinder, den Gesprächen der Eltern ergibt. Die Rettung ist auch das gute Bild.» «Tagesspiegel»