Matto regiert
CH 1947, 100', DCP, Dialekt. Regie Leopold Lindtberg. Drehbuch Alfred Neumann, Leopold Lindtberg, nach dem gleichnamigen Roman von Friedrich Glauser. Mit Heinrich Gretler, Heinz Woester, Johannes Steiner, Irene Naef, Adolf Manz, Olaf Kübler, Elisabeth Müller, Mathilde Danegger, Hans Gaugler, Emil Hegetschwiler.
Leopold Lindtberg zeichnet in seiner zweiten Verfilmung eines Wachtmeister-Studer-Krimis von Friedrich Glauser ein düsteres Bild der zeitgenössischen Psychiatrie.
«Die Verfilmung von Friedrich Glausers gleichnamigem Wachtmeister-Studer-Krimi von 1936 ist vielleicht nicht der beste und bekannteste Film Leopold Lindtbergs; er war gar ein finanzieller Misserfolg. Doch entpuppt er sich als überaus spannende Erzählung mit dichter Film-noir-Atmosphäre. Während der Kriminalplot über weite Strecken in den Hintergrund gerät, zeichnet Lindtberg ein komplexes Beziehungsnetz innerhalb der psychiatrischen Klinik, das der behäbige Wachtmeister Studer zunächst Mühe hat zu entwirren. Nicht die Insassen in dieser ‹Gehirnschleiferei› erscheinen als gefährliche, potenzielle Verbrecher, vielmehr sind die Ärzte mit ihrer Deutungshoheit über das Unbewusste mehr als nur versucht, ihre Macht zu missbrauchen. In einer das Bild instabil gestaltenden Diagonale zieht sich dieses soziale Gefälle als visuelles Muster durch den Film. So lesen sich die dunklen Schatten als das gesellschaftlich Unerwünschte, als Aussenseitertum, das sich dank einer geschlossenen Anstalt leicht verdrängen lässt.» Tereza Fischer, filmo
«Bereits 1942, drei Jahre nach dem großen Erfolg von "Wachtmeister Studer", begann die Schweizer Produktionsgesellschaft Praesens-Film mit der Verfilmung von "Matto regiert". Auf Druck der Fremdenpolizei des Bundes wurde die Regie aber nicht dem Immigranten Lindtberg, sondern dem Schweizer Hermann Haller übertragen. Doch dieser war der Aufgabe nicht gewachsen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als man wieder einen einheimischen Stoff suchte, kam man auf Lindtberg zurück. Der Deutsche Alfred Neumann schrieb - zusammen mit Lindtberg - eine neue Drehbuchfassung. Für die Hauptfigur konnte man erneut Heinrich Gretler gewinnen.» SRF