Markus Raetz / Der Neapelfries
CH 2007, 100', DCP, Dialekt/d. Regie Iwan Schumacher. Drehbuch Iwan Schumacher. Mit Markus Raetz, Monika Raetz, Ad Petersen.
Zur Ausstellung «Markus Raetz. Oui Non Si No Yes No» im Kunstmuseum Bern zeigen wir in einem Doppelprogramm den Dokfilm Markus Raetz von Iwan Schumacher und den Kunstfilm Der Neapelfries von Gaudenz Meili.
Für den Film gewährte der Berner Künstler erstmals einem Kamerateam Einblick in sein Schaffen. Seine Werke verblüffen wie Kunststücke eines Zauberers. Sie sind poetisch, ironisch und oft erotisch. Als konstruierte Illusionen hinterfragen seine Zeichnungen, Bilder und Skulpturen unsere Sehgewohnheiten und zeigen uns die Dinge von einer ganz anderen Seite. Vieles im Werk von Markus Raetz hat mit Bewegung zu tun; Installationen und Skulpturen verändern ihr Erscheinungsbild, indem sie sich selbst bewegen oder indem die Betrachterin um sie herum geht. Auf diese Weise mutiert ein Mann mit Hut zum Hasen oder es wird aus einem OUI ein NON. Beobachtet man Markus Raetz bei der Arbeit, fällt seine hohe handwerkliche Fertigkeit auf. Indem wir miterleben, wie sein Blick auf die Welt funktioniert, lernen wir den Menschen kennen, der hinter diesen wunderbaren Kunstwerken steckt.
Der Neapelfries
«Gaudenz Meili nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch die Bilder- und Gedankenwelt von Markus Raetz, ausgehend von dessen Werk ‹Der Neapelfries›. Die Kamera wird zum verlängerten Auge des Kunstbetrachters. Wie von Geisterhand bewegt, fügen sich Teile zu sinnvollen Ganzheiten, wird in einer assoziativen Bildfolge der Gehalt einer abstrakten Form rekonstruiert. Durch den Rückgriff auf frühere Werke enthüllt sich so gleichsam der Sinn eines Dreiecks, einer Schlangenlinie. Was die Kamera an visuellen Bezügen zu leisten vermag, wird von der Tonspur in geradezu idealer Weise ergänzt. Sie liefert weitere Interpretationshilfen, indem sie Aussagen und Reflexionen des Künstlers und Kommentare zu seinen Bildern wie Gedichte montiert. Das Ganze wird als eine Art Sprechgesang von mehreren Frauen- und Männerstimmen intoniert.
Dieser Film ist witzig, unterhaltend und lehrreich; eine Schule des Sehens. Gerade weil Meili seinen Film ganz in den Dienst eines anderen Künstlers stellt, gelingt ihm selbst ein Kunstwerk. Ein Film nämlich, der durch den Einsatz aller technischen Möglichkeiten, vor allem der Montage, den sinnlichen Akt der Wahrnehmung eines Kunstwerkes nachvollzieht. Für den Zuschauer ein doppelter Genuss: lernt er doch einen Künstler kennen und kann sich an der Art und Weise erfreuen, wie ihn Meili an dessen Kunst heranführt. In seiner Dichtheit und assoziativen Bildkraft ist dieser Film fast psychedelisch; ein Trip für Kunstliebhaber und solche, die es werden wollen.» Carola Fischer, Cinema #35, Film und die Künste (gekürzte Version)
Grand Prix Festival du Film sur l‘Art Montreal 1989
Goldenes Einhorn für besten Experimentellsten Film. Alpinale Bludenz 1989
Diplom und Mention Special, Festival International du Film surl‘Art, Lausanne 1992
CH 1988, 25’, Digital HD, D
Regie, Drehbuch: Gaudenz Meili
Musikkomposition: Martin Derungs
Mit: Erika Billeter (Sprecherin), Kammersprechchor Zürich