Lacci
Italien 2020, 100', DCP, I/d. Ab 12 (14) J., Regie Daniele Luchetti. Drehbuch Domenico Starnone, Francesco Piccolo und Daniele Luchetti, nach dem gleichnamige Roman von Domenico Starnone. Mit Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio, Laura Morante, Silvio Orlando, Giovanna Mezzogiorno, Adriano Giannini.
Neapel, Anfang der 1980er-Jahre. Aldo und Vanda trennen sich, nachdem Aldo eine Affäre zugegeben hat. Doch los voneinander kommen die beiden nicht. Mit kühlem, analytischem Blick zeichnet Daniele Luchetti die emotionalen Erschütterungen bis in die Gegenwart nach. Ein Film über die Bindungen, die eine Familie auch ohne Liebe zusammenhalten.
«In den besten Momenten fühlt man sich hier an die schöne Tradition der ‹matrimonio all’italiana› erinnert. Alba Rohrwacher tritt mit trefflich überspannter Note in die Fussstapfen von Sophia Loren, wenn sie als von ihrem Mann betrogene Ehefrau um die Rettung ihrer Familie kämpft. Irgendwann wirft sie das Radio aus dem Fenster, in dem Aldos schöngeistige Literatursendungen laufen, dann springt sie sogar hinterher (und überlebt). Luchetti will allerdings durchaus auf eine zeitgenössische Kritik eines traditionellen Eheverständnisses hinaus, in dem wider besseres Wissen an einem Rollenbild festgehalten wird, weil es die Konvention so erfordert. Sein Blick ist dabei voller Zwischentöne. Manche Szenen, in denen sich das Paar vor den Kindern beflegelt, sind richtiggehend schmerzhaft. In anderen kommt eine komische Note hinzu. Im zweiten Teil des Films begegnet einem dann das Paar im Alter wieder. Noch einmal bietet sich eine Gelegenheit zur Abrechnung. Auch hier ist man vom Spiel der Darsteller (nun Morante und Orlando) gefangen, auch wenn das Drama um eine Windung zu konstruiert wirkt.» Dominik Kamalzadeh, «Der Standard»