L'avventura
L'avventura
Italien/Frankreich 1959, 143', Digital HD, I/e. Regie Michelangelo Antonioni. Drehbuch Michelangelo Antonioni, Elio Bartolini, Tonino Guerra. Mit Gabriele Ferzetti, Monica Vitti, Léa Massari, Dominique Blanchar, James Addams, Renzo Ricci, Esmeralda Ruspoli.
L’avventura läutet nicht nur Antonionis wichtigste Schaffensperiode ein, sondern gilt als Startschuss zur filmischen Moderne.
«Die mit der Liebe spielen»: So lautete der deutsche Verleihtitel, dessen warnend-moralisierender Unterton ganz und gar nicht passt zum Film eines Regisseurs, der sich nie als Moralist gesehen hat, für den die tradierten moralischen Vorstellungen vielmehr obsolet geworden waren. Antonioni war ein kühler Analytiker erstarrter bürgerlicher Seelenlandschaften und Beziehungskonventionen, die brüchig geworden waren in der aufkommenden Moderne – und ein rigoroser Ästhet mit einer Vorliebe für Leerstellen und Architektur gewordene Leerräume.
Eine Leerstelle steht auch im Zentrum von L’avventura, der 1960 in Cannes heftig diskutiert wurde und retrospektiv als ein Meisterwerk der filmischen Moderne gilt. Es ist die Leerstelle, welche Anna (Lea Massari), die junge Geliebte des Architekten Sandro (Gabriele Ferzetti), hinterlässt, nachdem sie bei einem Ausflug zu den Liparischen Inseln spurlos verschwindet. Diesen Leerraum wiederum füllt Claudia (Monica Vitti), die beste Freundin der Verschollenen, indem sie sich auf eine Affäre mit Sandro einlässt. Diese bleibt allerdings flüchtig und fragmentarisch, was auch für die narrative und ästhetische Struktur des Films gilt. Die Suche nach Anna wird zu einer – ebenfalls erfolglosen – Sinnsuche. Klein sind die Figuren, wie Antonioni sie zeigt, Verlorene in einer gespenstisch wirkenden Kulissenwelt, deren Schönheit blosser Schein ist. (all)