Innocence of Memories
Innocence of Memories
Türkei 2015, 97', DCP, OV/d. Regie Grant Gee. Drehbuch Grant Gee. Mit Pandora Colin, Mehmet Ergen, Ara Güler, Süleyman Fidaye, Dursun Saka, Türkan Soray.
Grant Gee legt eine filmische Lektüre des Romans «Das Museum der Unschuld» vor, in deren Verlauf er eintaucht ins Werk des Nobelpreisträgers Orhan Pamuk, sein real existierendes Museum in Istanbul und die Nächte am Bosporus. Eine schöne Seherfahrung.
In seinem grossartigen Roman «Das Museum der Unschuld» erzählt der türkische Nobelpreisträger Orhan Pamuk von einer leidenschaftlichen und unglücklichen Liebe im Istanbul der 1970er-Jahre. Kemal, ein junger Mann aus der Oberschicht, verfällt rettungslos der Liebe zu einer ärmeren Verwandten, der blutjungen, naiven und wunderschönen Füsun. Was als Affäre begonnen hat, wächst sich bald zu einer Obsession aus, doch das hindert Kemal nicht daran, die Beziehung mit seiner Verlobten fortzuführen. Nach dem rauschenden Verlobungsfest lässt sich die Geliebte nicht mehr blicken. Verzweifelt erkennt Kemal, dass er Füsun über alles liebt. Doch es ist zu spät.
Orhan Pamuk erzählt in diesem Liebesroman von einer Gesellschaftsschicht der Türkei, die in vielem ganz und gar westlich erscheint und doch traditionelle Züge trägt - ein Kontrast, der subtile Ironie erzeugt. 2012 entwirft der Schriftsteller in einem Haus in Istanbul ein Museum, das Fotos, Erinnerungsgegenstände und Dokumente versammelt, die aus der Welt des Buches stammen. Eine faszinierende, fetischistische und imaginäre Parallelwelt, die in diesem grossartigen Essayfilm noch weiter getrieben und zu einer kinematografischen Geschichte und Behauptung erweckt wird. Eine Art «Vertigo von Istanbul», ein Film, der uns eintauchen lässt in den Kosmos des engagierten Autors und in die Nächte der schillernden Stadt am Bosporus. Walter Ruggle (Trigon Film)