Il traditore
Italien/Frankreich/Brasilien/Deutschland 2019, 145', DCP, OV/d/f. Ab 16 J., Regie Marco Bellocchio. Drehbuch Marco Bellocchio, Valia Santella, Ludovica Rampoldi, Francesco Piccolo, Francesco La Licata. Mit Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Candido, Nicola Calí, Luigi Lo Cascio, Fabrizio Ferracane, Fausto Russo Alesi.
Marco Bellocchio erzählt virtuos und mit Sinn für die moralischen Grautöne die Geschichte des Mafioso Tommaso Buscetta, der in den 1980er-Jahren zum wichtigsten Kronzeugen im Kampf von Richter Falcone gegen die Mafia wurde. Ein biografisches Drama, das die Tradition grosser Mafiafilme intelligent zitiert und unterläuft.
In den frühen 1980ern erreichen die Machtkämpfe zwischen den Paten der sizilianischen Mafia ihren Höhepunkt. Tommaso Buscetta, angesehenes Mitglied der Cosa Nostra, flieht nach Brasilien und versteckt sich dort. Doch aus der Mafia steigt man nicht einfach aus. Zuhause in Italien wüten die Fehden zwischen den Clans. Man begleicht offene Rechnungen, und Buscettas Vertraute werden einer nach dem anderen ermordet. Von der brasilianischen Polizei schliesslich gefasst und an sein Heimatland ausgeliefert, trifft Buscetta eine Entscheidung, die die Geschichte der Mafia verändern soll: Er wendet sich an Richter Falcone und bricht den Eid, den er der Cosa Nostra gegenüber geleistet hat.
Marco Bellocchio gehört zu den vielseitigsten italienischen Regisseuren. Mit seinen politischen und antikonformistischen Filmen hat er das italienische Kino der 1960er-Jahre mitgeprägt. Doch sein Werk beschäftigt sich nebst Politik ebenso mit der Geschichte Italiens und deren beider Auswirkungen auf die Psyche des Menschen. In Il traditore verbindet er diese drei Ebenen zur dichten Biografie des im Jahr 2000 verstorbenen Tommaso Buscetta.
«Die Biografie dieses Helden/Verräters verbindet Bellocchio mit dem Gerichtsdrama und präpariert ebenso nüchtern wie akribisch die Bestialität einer Organisation heraus, die für die Zivilgesellschaft nichts als Verachtung übrig hat. Ein heilsames Korrektiv zur naiven Coolness glorifizierender Gangstermovies.» Alexandra Seitz