Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich
Schweiz 2021, 99', DCP, D/f. Ab 12 J., Regie Nathalie David. Drehbuch Nathalie David. Mit Stefan Kurt (Kommentarstimme), Harald Naegeli, Christoph Sigrist, Mirjam Varadinis, Benjamin von Blomberg, Christoph Doswald, Hans Martin Ulbrich.
Visionärer Künstler, Rebell, Philosoph, humorvoller Mensch: Nathalie David zeigt in ihrem Porträt Harald Naegelis facettenreiche Persönlichkeit. Eine feinfühlige filmische Hommage an einen Utopisten.
Seine Graffiti sind minimalistisch und zugleich von ästhetischer Wucht. Die wenigen, gezielt gesetzten Linien verdichten sich zur mehrdimensionalen Bedeutung und erfassen das Dargestellte im Kern. Der Schweizer Künstler Harald Naegeli wurde Ende der 1970er-Jahre als «Sprayer von Zürich» weltweit bekannt. Er kritisierte mit seinen Graffiti das monotone, unwirtliche Stadtbild Zürichs, aber auch die Politik und den Umgang mit der Umwelt. Verurteilt wegen mehrfacher Sachbeschädigung, setzte Naegeli sich nach Deutschland ab, worauf ein internationaler Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde. Bei seiner Rückkehr in die Schweiz musste er deshalb eine sechsmonatige Gefängnisstrafe absitzen. Danach lebte und arbeitete er hauptsächlich in Düsseldorf. Er begann als «Harry Wolke» an die «Freunde der Wolke» philosophische und rebellische Nachrichten über seine neuesten Graffiti und Zeichnungen zu schreiben, um seine flüchtige Kunst etwas länger festzuhalten. 2020, wieder in Zürich, sprayte er während des ersten Covid-19-Lockdowns über 50 «Totentänze» in der Stadt. Der Kanton verklagte ihn, die Stadt verlieh ihm den Grossen Kunstpreis.
Nathalie David zeichnet den Werdegang eines streitbaren und streitlustigen Menschen nach, dessen Schaffen weit über die Street Art hinausgeht. Sein künstlerischer Ansatz sowie seine politisch-philosophischen Positionen sind zeitlos anregend und aktuell. Der Film ist Naegelis Testament und eine Hommage an den Utopisten.