Doppelprogramm: The Blood of Jesus / Baldwin's Nigger
USA/GB 1941, 105', DCP, E. Regie Spencer Williams / Horace Ové. Drehbuch Spencer Williams / Horace Ové. Mit Cathryn Caviness, Spencer Williams, Juanita Riley, Reather Hardeman , James Baldwin, Dick Gregory.
The Blood of Jesus
USA 1941, 57 Min., DCP, E
Regie, Drehbuch: Spencer Williams
Mit: Cathryn Caviness, Spencer Williams, Juanita Riley, Reather Hardeman, James B. Jones
«Ein frühes moralisches Lehrstück mit schundromanartigen Elementen, die durch eine pastorale Klarheit ausgeglichen werden. Spencer Williams war einer der ersten schwarzen Schauspieler-Regisseure, und hier schafft er eine denkwürdige Ode an die religiöse Mythologie, die im Laufe der Jahrhunderte die Black Culture in den USA so stark geprägt hat.» Locarno Film Festival
«Schon seit den 1910er-Jahren wurde in den USA ausserhalb der Filmindustrie gezielt für ein schwarzes Publikum gedreht. Spencer Williams, neben Oscar Micheaux der wichtigste Protagonist des race film, erzählt in seinem ersten Spielfilm The Blood of Jesus die Geschichte von Martha und Ras Jackson. Während Martha feierlich getauft wird, geht ihr Mann auf Jagd und wildert beim Nachbarn. Sie kehrt nach Hause zurück, ein Schuss löst sich versehentlich und verletzt sie lebensgefährlich. Während die Kirchengemeinde ihr singend beisteht, versucht der Teufel ihre Seele auf Abwege zu bringen. Weit weg von Hollywood im tiefen Süden von Texas vollbrachte Williams dieses Kinowunder, das vor christlicher Symbolik (ein leuchtendes Kreuz in den Wolken!), Blues und Gospel-Musik überquillt. J. Hoberman: ‹The Blood of Jesus juggles the sacred and the profane. Keening baptismal rites and long, fervently improvised prayers bump up against bathroom humor and juke-joint sinners grinding to a bottleneck blues.›» H.B., Österreichisches Filmmuseum Wien
Baldwin's Nigger
GB 1969, 48 Min., Digital, E
Regie, Drehbuch: Horace Ové
Mit: James Baldwin, Dick Gregory
«Der schwarze britische Regisseur Horace Ové dokumentiert ein Gespräch, an dem der gefeierte Autor James Baldwin während seines Aufenthalts im Vereinigten Königreich teilnahm. Die Einfachheit des Konzepts und der Realisation kontrastiert mit der Wucht der Baldwin’schen Worte. So spricht aus den Filmaufnahmen eine tiefe Menschlichkeit – und eine vernichtend kritische Einsicht.» Locarno Film Festival
«Baldwins Nigger (1969) war der erste Film von Horace Ové. Der Film, der in einem schlichten und einfachen Verité-Stil in Schwarzweiss gedreht wurde, stellt einen Triumph für den Filmemacher dar, indem er den Dialog zwischen Schwarzen so präsentiert, als ob keine Weissen anwesend wären. Dies ermöglicht es den Referenten und dem Publikum, sich mit Themen auseinanderzusetzen, ohne dass eine Selbstzensur erforderlich ist. Darüber hinaus ermöglicht es James Baldwin, eine direkte Verbindung zu seinem meist afrikanisch-karibischen Publikum herzustellen. (...) Baldwins Antworten sind nie klischeehaft und erweisen sich auch heute noch als provokant: ‹Wie können weisse Amerikaner so sicher sein, dass sie weiss sind?› Er spielt hier auf das dunkle Geheimnis der Rassenmischung an, das in vielen ‹weissen› amerikanischen Familien sorgfältig verborgen ist. (...) Baldwin betont die radikale Position der Black Christian Church in der amerikanischen Gesellschaft und verweist auf die Art und Weise, wie Hymnen als codierte Botschaften für Widerstand und Rebellion verwendet wurden. Er zeigt, dass Sklaven, die unterwürfig und passiv wirkten, die Sprache ihrer Meister geschickt verwendeten und sie zu ihren eigenen Zwecken unterwanderten. Die Tradition, die englische Sprache in Rap und Ragga zu verdrehen, macht ihre Nachkommen reich.» Inge Blackman, British Film Institute