Les maîtres fous
Jean Rouch dokumentierte in diesem Klassiker des ethnografischne Films die jährlichen grossen Besessenheitszeremonien der «Hauka» (Geister der Macht) und des Wahnsinn bringenden Windes in der Region von Accra in Ghana. Während der Zeremonien ergreifen die Hauka-Geister von den Initiierten Besitz - in der Form von kolonialen Autoritäten wie dem Wachoffizier, dem General, dem Admiral, aber auch der Lokomotive, deren Rollen von den Besessenen gespielt werden. Der Hauka-Kult war Ende der 1920er-Jahre in der Nigerregion entstanden. In den 1930er-Jahren zogen viele seiner Anhänger, von der französischen Kolonialregierung verfolgt und von den orthodoxen Moslems geächtet, an die Küste, wo sie als Wanderarbeiter lebten.
Anschliessend: Voodoo - Die Kraft des Heilens
«Benin gilt als die Heimat des Voodoo-Kultes, den unsere westlichen Mediengesellschaften jedoch zumeist in Haiti verorten. Dort pflegten ihn aus Westafrika verschleppte Sklaven einst in Geheimgesellschaften als kulturelle Überlebensstrategie weiter und laden ihn bis heute mit ihrer unterdrückten Aggression auf. Hollywood stahl für die Zwecke der visuellen Angstlust die spektakulärsten Chiffren dieses aus Not und Qual gesättigten Imaginären ihrer armen Nachbarn und modifizierte beispielsweise den Grusel der Wiederkehr untoter Zombies fürs drastische Genrekino.
Doch der ursprüngliche Voodoo ist eine bemerkenswert lebendige animistische Religion, eine spirituelle Kraft, das will Henning Christoph mit dem Blick des ernsthaften Afrikakenners zeigen. Seine Kontakte nutzend, dokumentiert er in Episoden mit erläuternden Zwischentexten einen Atlas der Sitten und Gebräuche, führt in die Vielfalt der Riten, Masken, Tänze und blutigen Tieropfer ein. Voodoo gilt ihm als uralte animistische Kultur, die die Götter besänftigen, deren aggressive wie besänftigende Archetypen in die Gemeinschaft bitten, in Tänzen beten, in ekstatischer Trance gar die Grenze zu jenseitigen Bezirken überschreiten will.» (epd Film)