1976
Chile 2022, 95', DCP, Sp/d/f. Ab 16 J., Regie Manuela Martelli. Drehbuch Manuela Martelli, Alejandra Moffat. Mit Aline Kuppenheim, Nicolás Sepúlveda, Hugo Medina, Alejandro Goic, Carmen Gloria Martínez, Antonia Zegers, Marcial Tagle, Amalia Kassai, Gabriel Urzúa.
Stilles Unbehagen: Im fein schattierten Spielfilmerstling der jungen Schauspielerin Manuela Martelli sieht sich eine gutbürgerliche Frau mit der Realität von Pinochets Diktatur konfrontiert, vor der ihr Milieu die Augen verschliesst. Eine Entdeckung.
Chile, Winter 1976. Drei Jahre ist es her, seit Augusto Pinochet durch einen Putsch zum Staatschef Chiles wurde und eine Militärdiktatur errichtet hat. Die 50-jährige Carmen führt mit ihrem Mann Miguel und den erwachsenen Kindern ein gutbürgerliches Leben in der Hauptstadt Santiago. Ehemann Miguel ist ein erfolgreicher, angesehener Arzt. Eigentlich wollte Carmen auch Medizin studieren, aber dies gehörte sich für eine Frau nicht. Daher ist sie Hausfrau geblieben, kümmert sich um den Haushalt und engagiert sich für gemeinnützige Projekte in der Kirche. Über Politik wird in der Familie und im Freundeskreis lieber nicht gesprochen. Man hat sich mit der neuen Staatsmacht relativ gut arrangiert. Carmen macht sich auf den Weg zu ihrem Winterhaus am Meer, um dessen Renovierung zu beaufsichtigen und Zeit für sich zu haben. Als der Pfarrer der Familie sie bittet, sich um einen jungen Mann zu kümmern, den er heimlich beherbergt, betritt Carmen Neuland, weg von dem ruhigen Leben, das sie gewohnt ist.
«Privilegien bieten wenig Zuflucht vor den Realitäten des täglichen Lebens im Jahr 1976. Mit ihrem beeindruckenden Spielfilmdebüt eröffnet Manuela Martelli eine neue Perspektive auf die Albträume von Pinochets Chile, indem sie den gefährlichen Flirt einer Frau mittleren Alters mit politischem Engagement verfolgt. Die Mischung aus Charakterstudie, Hitchcock’scher Intrige und einer exzellenten Hauptdarstellerin (Aline Kuppenheim) sorgt für eine spannungsgeladene Geschichte.» «Screen»