Die vier Filme zeigen einen kleinen Ausschnitt arabischer Dokumentarfilmproduktionen, die vor und nach dem Beginn der Aufstände 2010 und 2011 in Tunesien, Ägypten und Syrien entstanden. Die Regisseurinnen und Regisseure verfolgen unterschiedliche inhaltliche und formale Ansätze, Geschlechterrollen zu thematisieren. Dabei werfen sie zwangsläufig gesellschaftliche, religiöse, kulturelle und postkoloniale Fragen auf.
Tahani Rached ist eine passionierte Filmemacherin, die seit den Siebzigerjahren sozial engagierte Filme dreht. Die vor 21 Jahren entstandene Produktion Four Women of Egypt begleitet vier Freundinnen. Ihre politischen und konfessionellen Einstellungen sind sehr unterschiedlich, aber alle von der Idee geprägt, das Beste für ihr Land zu wollen; eine Situation, die auch im heutigen Ägypten die Grenzen von Freundschaften immer wieder neu herausfordert.
Nach jahrelanger Recherche offenbart Viola Shafik 2011 mit Ali im Paradies ein völlig anderes Bild eines Schauspielers in der Truppe um Rainer Werner Fassbinder, dessen wahres Leben wenig mit dem Mythos des Exotischen zu tun hat. Seit 1990 stehen für Shafik Identitäten und Gender im Fokus ihrer Filmproduktionen und Bücher.
Die Jahre nach der tunesischen Revolution sind nicht nur geprägt von politischen und sozialen Aktivitäten für gerechtere Veränderungen. In den Bereichen von Theater, Literatur, bildender Kunst, Musik und Film gibt es viele neue Produktionen, die gesellschaftliche Themen aufnehmen. Hamza Ouni lässt in seinem Film El Gort 2013 junge Männer einer vergessenen Klasse zu Wort kommen.
Aus der anfangs friedlichen Revolution in Syrien ist längst ein Bürger- undb Stellvertreterkrieg geworden. 2014 gelingt es der Filmemacherin Yasmin Fedda, Sorgen und Gedanken von geflüchteten Syrerinnen für Queens of Syria einzufangen.
Rayelle Niemann
Rayelle Niemann, freie Kuratorin, Zürich. Seit 2008 unterhält sie zusammen mit Erik Dettwiler die Onlineplattform www.citysharing.ch. Von 2003 bis 2012 lebte sie in Kairo und realisierte u. a. Projekte in Syrien, Jordanien, Ägypten. Seit 2013 konzipiert und kuratiert sie Ausstellungen, Veranstaltungs- und Filmreihen mit Fokus auf den Naher Osten/Nord Afrika sowie politische und künstlerische Positionen in der Diaspora.
«Genderperspektiven in arabischen Ländern _ gender perspectives in Arab countries»
Filmreihe (April) und Symposium (November) mit Gästen; Konzept und Produktion: Rayelle Niemann; Konzeptbüro Rote Fabrik, Zürich
In Bern zeigt das Kino in der Reithalle ebenfalls Filme aus dieser Reihe:
Mi. 28.3. 20:00: Ecco ti… Ecco mi
Do. 29.3. 20:00: Abortion of the Soul; 21: Uhr: Leila and the Wolves
Fr. 30.3. 20:00: Made in Gougou; 21:00: Empty Talks
Sa. 31.3.20:00: Not Just a Piece of Cloth; 21:00: Stigma