Fernando E. Solanas zählt zu den grossen politischen Filmemachern Südamerikas. Wir zeigen drei seiner Klassiker, die in restaurierter und digitalisierter Version neu vorliegen: Tangos – el exilio de Gardel, Sur und El viaje.
«Fernando Ezequiel Solanas, 1936 in Buenos Aires geboren, betrachtet seine Heimat Argentinien immer wieder von Neuem mit den Mitteln des Kinos. Erstmals Aufsehen erregte er, als er in den 1970er-Jahren zusammen mit Octavio Getano ein Manifest für «Ein Kino der Dekolonisation» verfasste, in dem er für ein unabhängiges, eigenständiges Filmschaffen plädierte, für Mündigkeit einer jeden Kinematografie. In diesen Kontext gehört sein legendärer Film La hora de los hornos (1967/68). 1976 wird Solanas mit Morddrohungen eingedeckt, einer seiner Schauspieler wird umgebracht. Er geht ins Exil und lebt mehrere Jahre in Paris, fern von seiner Heimat und dieser in seiner Sehnsucht nach ihr doch nahe. Dieser Schwebezustand ist Thema in Tangos – el exilio de Gardel. 1984 normalisiert sich die Situation in Argentinien, Solanas kehrt heim und dreht 1988 Sur und 1992 El viaje, in denen er die Auseinandersetzung zum Leben in Argentinien und Lateinamerika fortsetzt und eine ausgeprägte filmische Handschrift entwickelt.
Doch die Freude über die wiedergewonnene Freiheit des Landes wird getrübt durch Korruption und ein neoliberales System, das Menem an die Macht bringt - nicht ohne Folgen für Fernando Solanas: Selbst Abgeordneter geworden, überlebt er ein Attentat nur mit Glück und sechs Kugeln im Bein. Sein letzter Spielfilm war La nube (1998), eine Hommage ans unabhängige argentinische Theater und den Widerstand in grauen Zeiten. Danach dokumentierte er in Memorias del saqueo (2004) die Strukturen der Aushungerung unter dem Namen Liberalismus und in La dignidad de los nadies (2005) die Folgen für die ganz gewöhnlichen Menschen.» (Trigon Film)