Kaum ein Tier ist den Ängsten und Sehnsüchten der Menschen so nah wie der Wolf. Wie stark er uns berührt, davon zeugen die emotionalen Debatten um seine Rückkehr – und all die Filme, die sich mit ihm befassen. Begleitend zur Ausstellung «Der Wolf ist da. Eine Menschenausstellung» im Alpinen Museum schlagen wir in unserer Filmreihe den Bogen vom Monster-Klassiker bis zum Familienfilm. Als Premieren präsentieren wir den Dokumentarfilm La vallée des loups und den ziemlich provokativen Autorenfilm Rester verticale.
Der Wolf ist zurück – und hält die Menschen auf Trab. Spätestens seit 2012 in der Calanda-Region der erste Wolfsnachwuchs auf Schweizer Boden nachgewiesen wurde, sind die Wölfe im Leben und in den Köpfen vieler Schweizerinnen und Schweizer angekommen. Der Wolf als Migrant, der ungefragt über die grüne Grenze kommt; der Wolf als Raubtier, das Wild und Schafe tötet; aber auch der Wolf als Rudeltier, das mit seinem sozialen Wesen beeindruckt und Sehnsucht nach Wildnis auslöst: Der Wolf erzeugt Furcht und Faszination zugleich. Wolfsbilder sind vielfältig und wandelbar. Nur so viel steht fest: Die Auseinandersetzung mit dem Wolf ist immer eine Auseinandersetzung mit den Kategorien Mensch und Natur, Zivilisation und Wildnis, Sicherheit und Freiheit.
Längst hat der Wolf in der Populärkultur seinen festen Platz. Er manifestiert sich dabei in ganz unterschiedlichen Wolfsbildern, wie unsere Filmreihe zeigt. Im Universal-Klassiker The Wolf Man (1941) und in Wolf (1994) mit Jack Nicholson geht es um Werwölfe - Zwitterwesen aus Mensch und Wolf, welche die Aggressivität und das Triebhafte sichtbar werden. Der mystische Wolf, der als spirituelles Wesen Vorstellungen einer archaischen Gesellschaft personifiziert, wird im japanischen Animationsfilm Princess Mononoke (1997) dargestellt, der Wolf, der für Kraft und Tapferkeit steht und von Naturvölkern verehrt wird, steht im Familienfilm Shana – The Wolf’s Music im Zentrum. In Wild (2016) von Nicolette Krebitz verkörpert der Wolf etwas Verlockendes, Geheimnisvolles, Verbotenes. Mit Rester verticale (2017) von Alain Giraudie (L’inconnue du lac) zeigen wir als Vorpremiere einen Film, in dem sich die Suche eines Mannes nach dem Wolf zu einer existenziellen Reise weitet in dem es um Sex und Tod, Wolfe und Schafe, Leben und Tod geht. Im Kontrast dazu steht La vallée des loups (2017), mit dem wir die Reihe eröffnen: Der klassische Dokumentarfilm, in dem sich der Filmautor in der Natur auf die Suche nach dem Wolf macht, ist das Dokument einer Leidenschaft für dieses Tier, das Sehnsüchte, Ängste und Fantasien stimuliert wie kaum ein anderes.
«Der Wolf ist da. Eine Menschenausstellung»
Die Ausstellung im Alpinen Museum lässt Menschen sprechen, die sich von Berufs wegen mit dem Wolf befassen: den Wildhüter, die Tierpräparatorin, den Herdenschutzhundezüchter, den Genetiker, die Hirtin, die Zoopädagogin, den Schwarznasenschafzüchter, die Umweltaktivistin. An acht Hörstationen, gruppiert um die Präparate eines «guten» und eines «bösen» Wolfs, teilen sie ihr Erfahrungswissen. Die Berufsexpertinnen und -experten eröffnen ebenso überraschende wie vielschichtige Perspektiven auf den Wolf, die über die der polarisierten Debatten hinausführen.