Das Kornhausforum Bern und die Galerie Béatrice Brunner zeigen unter dem Titel «Lebenszeichen» vom 18. Januar bis 16. Februar eine Doppelausstellung mit Werken von neun Fotografinnen. Die Zusammenarbeit steht sinnbildlich für die Gratwanderung der Fotografie zwischen Dokumentar- und Kunstfotografie. Präsentiert werden Arbeiten von Judith Affolter, Annette Boutellier, Gudrun Holtz, Herlinde Koelbl, Yoshiko Kusano, Carmela Odoni, Nadin Maria Rüfenacht, Heike Steinweg und Anja Tanner. Wir zeigen begleitend zu den Ausstellungen eine Matinée-Reihe mit vier Filmprogrammen von und über Fotografinnen. Im Zentrum stehen dabei die Filme der grossen deutschen Fotografin Herlinde Koelbl.
Die 1939 geborene Herlinde Koelbl zählt zu den renommiertesten deutschen Fotokünstlerinnen. Seit 1976 ist sie als Fotografin tätig, arbeitet für den «Stern», «Die Zeit» oder die «New York Times» und hat Bildbände veröffentlicht, die zu den Klassikern des Genres zählen. Ob Prominente oder einfache Leute von nebenan: Koelbl beobachtet mit ihrer Kamera vornehmlich Menschen in ihrem (Arbeits-)Umfeld, ihr besonderes Interesse gilt dem Porträtieren von Milieus und Personen.
Koelbls Werk zeichnet sich vor allem durch fotografische Langzeitprojekte aus, oft ergänzt durch tiefgehende Gespräche. Ihre Fotografien wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt und sind in vielen wichtigen Sammlungen vertreten. Herlinde Koelbl hat über ein Dutzend Fotobücher publiziert, darunter «Mein Blick» (2009), «Haare» (2007), «Schlafzimmer» (2002), «Spuren der Macht» (1999), «Jüdische Portraits» (1989), «Feine Leute» (1986) und «Das deutsche Wohnzimmer» (1980). Parallel zu ihren Büchern und Ausstellungen veröffentlicht sie häufig auch themengleiche Dokumentarfilme und Videoinstallationen. Sie wurde für ihr Schaffen bereits mehrfach ausgezeichnet, so zum Beispiel 2001 mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis.
«Herlinde Koelbl schreibt, Werk für Werk, die Chronik einer Epoche, wie früher die Romanciers, wie Zola oder Balzac, nur mit andern Mitteln.» Harald Martenstein, «Tagesspiegel», 2001
Von Herlinde Koelbl zeigen wir zwei Programme mit sechs Filmen. Das erste Programm besteht aus vier künstlerischen Arbeiten an der Schnittstelle von Fotografie und Film, die in direktem Bezug stehen zu den Fotografien, die in Bern gezeigt werden; im zweiten Programm zeigen wir Koelbls Porträtfilme über Gerhard Schroeder und Joschka Fischer, die sie im Rahmen ihrer Reihe «Spuren der Macht» über einen Zeitraum von sieben Jahren realisiert hat. Weiter auf dem Programm: Anka Schmids Film über die Schweizer Fotografin, Filmerin und Pionierin Isa Hesse Rabinovitch und zum Abschluss als Vorpremiere der Spielfilm Camille über das kurze Leben der französischen Fotografin Camille Lepage (Prix du public Locarno 2019).
Die Ausstellungen: www.kornausforum.ch / www.beatricebrunner.ch