Zur Sache, Schätzchen
BRD 1968, 78', DCP, D. Regie May Spils. Drehbuch Werner Enke, May Spils, Rüdiger Leberecht. Mit Werner Enke, Uschi Glas, Henry van Lyck, Inge Marschall, Helmut Brasch, Rainer Basedow.
Der Kultfilm war 1968 der Überraschungshit an den Kinokassen. Mit 26 Jahren präsentierte May Spils dem staunend-amüsierten Publikum als erste deutsche Regisseurin der Nachkriegsgeneration eine Komödie, die frech und frisch den Zeitgeist traf und lange mitbestimmte.
«May Spils und Schamoni treffen sich in der Ansicht, der junge deutsche Film dürfe bei aller L‘art-pour-l‘art-Spielerei und höchstpersönlicher Gesellschaftsgrübelei ruhig auch die Kinokasse fixieren. ,Kommerziell’ ist ihnen nicht a priori ein Schimpfwort. Ihr Film lebt von seinem Tempo; der köstliche Jargon-Dialog, die optischen Einfälle folgen einander geradezu unökonomisch schnell: Martin (Werner Enke), dabei, seinen Geburtstag zu verschlafen, wird von Henry (Henry van Lyck) aus dem Bett geschmissen, albert im Schwimmbad, später mit einem dort aufgegabelten Mädchen (Uschi Glas) im Tierpark herum, schläft unverbindlich ein bisschen mit ihr, weil sie so kuschelig ist, und hat dazwischen ein paarmal Ärger mit der Polizei, weil er als Zeuge eines Einbruchs nicht aussagen will. Dazwischen: Kneipen, Zocken, Tischfussball; und jedenfalls Prinzipientreue: Bloss nicht Geld verdienen, bloss nicht Familie, bloss nicht Bürgersinn, Verantwortung, Anpassung, Normalsein. Zur Sache Schätzchen ist kein Film, der zu irgendwelchen Bewusstseinsufern hinführt. Er ist einfach unterhaltend, komisch, dabei intelligent. Und nähme man ihn ernster, als er sich selber meint, dann fände man unter seiner Heiterkeit auch die Dimension poetischer Trauer, die das banale Thema von der Vergänglichkeit der Jugend zuweilen annimmt.» Rüdiger Dilloo, «Die Welt», 12.1. 1968