Zürcher Tagebuch
Schweiz 2020, 100', DCP, Dialekt/d/e. Ab 6 J., Regie Stefan Haupt. Drehbuch Stefan Haupt.
Was ist wirklich wichtig? Wie will ich leben? Wohin bewegt sich unser multioptionales, vielschichtiges Leben? Der Zürcher Filmemacher Stefan Haupt (Der Kreis) erkundet in seinem filmischen Essay (Schnitt: Christof Schertenleib) die gesellschaftlichen und politischen Strömungen seiner Zeit und seiner Welt.
Das Zürcher Tagebuch ist ein filmischer Essay, der zu reflektieren und zu verorten versucht, was im Moment an schwer fassbaren gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen vor sich geht. Der gebürtige Zürcher Regisseur Stefan Haupt geht dabei assoziativ vor, mäandrierend, fragend, und bezieht persönliche Texte, Bilder und Beobachtungen der letzten Jahre mit ein. All dies vor dem Hintergrund seiner eigenen Familie und seiner Heimatstadt Zürich, wo wie vielerorts ein Wandel des Zeitgeistes zu beobachten ist, wo 169 Nationalitäten zuhause sind und wo angesichts so brennender Themen wie Flüchtlingsdrama, Finanzkrise, Klimaerwärmung – und dem Auftauchen eines neuen Virus – ein mulmiges Gefühl aufsteigt in einer Zeit der totalen Überforderung durch mediale Überflutung und Realtime-Informationen. Doch mittendrin genauso: ein Aufbruch, ein Erwachen, das viele Kreise erfasst. Ansätze von Visionen, neue Formen des Zusammenlebens. Momente des plötzlichen Vertrauens in unsere Institutionen, unsere Strukturen, in uns selbst – all dies in einer Stadt, die beste Voraussetzungen hat, sich vorwärts zu bewegen und neue Wege zu erkunden. So spinnt der Film ein dichtes, assoziatives, vielschichtiges Netz, fängt poetisch und experimentierfreudig Gefühle, Gedanken, widersprüchliche Stimmen und Tendenzen ein, stellt Fragen – und ist ein Spiegelbild dieser irritierenden, emotionsgeladenen, bedrohlichen und doch auch so spannenden, äusserst lebendigen Zeit.
«Stefan Haupt ist eine assoziativ-poetische Annäherung an seine Heimatstadt geglückt, deren Widersprüche er in einprägsame Bilder packt. Bekanntes wird neu zusammengefügt, so dass sich frische Perspektiven auftun. Dem Publikum bietet sich eine Auszeit von den Corona-Wirren und eine Reise durch Raum und Zeit, per Soundtrack geschickt getaktet. Der Tonfall ist persönlich, ohne zu viel Selbstspiegelung.» Urs Bühler, NZZ