Was ist mit der Liebe los? Gibt es sie noch oder ist sie eine Utopie? Was hält ein Paar zusammen und wo führt uns die Sehnsucht hin? Kaspar Kasics begibt sich in seinem dokumentarischen Essay auf Spurensuche und trifft auf zwei höchst unterschiedliche Paare: auf eine erste und eine letzte Liebe.
Auf den ersten Blick sind Hannah und Samuel Robertson ein Traumpaar. Eines, das sich entgegen Hannahs ursprünglicher Überzeugung, dass Liebe nur eine Einbildung sei, gefunden zu haben scheint. Ihre fast grenzenlose Kommunikationsbereitschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle. Hinzu kommt etwas, das vielen Paaren fehlt, ein Lebensprojekt, das sie als gemeinsames
Drittes verbindet und zusammenschweisst. Für Hannah und Samuel sind das nicht die eigenen Kinder, für sie ist es die gemeinsame Musik. Verbunden in ihrer musikalischen und poetischen Kreativität, setzen sie eigene Erfahrungen als THE WOODLANDS im Singer-Songwriter-Stil um. Dafür sind sie bereit, auf vieles zu verzichten und sich im Alltag mit fast nichts durchzuschlagen. Was ihre Liebe angeht, so scheinen sie erkannt zu haben, worauf es wirklich ankommt: Sie kämpfen darum, einander wirklich wahrzunehmen und den Differenzen und den eigenen Bedürfnissen genügend Raum zu geben.
Das Internet ist für Peter Mäder zum Retter in der Not geworden. Nachdem er jahrelang nach einer Partnerin suchte und sich dabei in Affären und Geschichten verlor, lernt er über Internet unverhofft die Ukrainerin Tanja Jurijwna Voronyanska kennen. Auf der Krim treffen sie sich zum ersten Mal. Und beide können es kaum glauben: Sie seien beide genauso gewesen, wie sie sich den andern von Fotos und Mails vorgestellt haben. Beide wissen, dass sie zusammen ein neues Leben beginnen können. Beide sind an einem Punkt in ihrem Leben, wo sie dies unbedingt wagen wollen. Nach zwei gescheiterten Ehen ist Tanja, auch wenn sie Peter kaum kennt, zum grossen Schritt bereit. Dabei entspricht sie in keiner Weise dem Clichée der jungen Ukrainerin, die es um jeden Preis in den Westen zieht. Ihr Ziel ist eine harmonische Partnerschaft, wie sie diese von ihren Eltern her kennt. Der Rest müsse sich von selbst ergeben. Peter dagegen braucht unbedingt jemanden an seiner Seite. «Leben und Leben lassen», so umschreibt er seine Erwartungen, wobei er weiss, dass ihn dieser Leitspruch nicht davon entbindet, sich mit Tanja und ihren Eigenheiten auseinanderzusetzen. Obwohl sich Peter und Tanja kaum verständigen können, sind sie entschlossen alles zu riskieren. Die Liebe soll sie von der schwierigen Vergangenheit befreien und vor dem drohenden Alleinsein retten.
Was die beiden Paare leben, wird vond der Soziologin Eva Illouz und vom Autor und Philosophen Sven Hillenkamp analysiert. Sie betonen den unmöglichen Charakter der Liebe - ein Befund, den die beiden Paare in den Wind schlagen.