Yella
Deutschland 2007, 89', 35mm, D. Regie Christian Petzold. Drehbuch Christian Petzold, Harun Farocki (Dramaturgie). Mit Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk Schönemann, Burghart Klaussner, Barbara Auer, Martin Brambach, Selin Barbara Petzold, Christian Redl.
«Buchhalterin Yella verlässt das ostdeutsche Wittenberge für einen neuen Job in Hannover, auch um den aufdringlichen Nachstellungen ihres Ex-Manns Ben zu entgehen. Als Abschiedsgeste lässt sie sich von Ben zum Bahnhof bringen, der Wagen stürzt von einer Brücke ins Wasser, die Insassen können sich ans Ufer retten, Yella erreicht sogar noch ihren Zug – und findet sich in einer West-Phantomzone wieder, in der sie von unerklärlichen Traumvisionen heimgesucht wird: Die Büros stehen leer, der Firmenchef ist auf der Flucht, doch ein Investment-Manager (Devid Striesow) spannt sie als Assistentin für Verhandlungen ein, die klar an Harun Farockis Risikokapital-Realsatire Nicht ohne Risiko angelehnt sind. Der zweite offensichtliche Referenzpunkt ist Herk Harveys wundersamer Low-Budget-Geisterfilm Carnival of Souls, für ein kapitalistisches Zeitalter der fiktiven Werte neu gedacht: Deutschland im Jahre 2007, ein delikater Dokumentarhorrorfilm.» Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum Wien
«Yella ist Petzolds bisher grösster Wurf, weil er weniger das Genre im Blick hat als die ureigene Kraft des visuellen Mediums. Es geht um die Frage nach der Darstellbarkeit des Undarstellbaren. Petzold lässt die Täuschung für Yella zur Lebensnotwendigkeit werden und plädiert im gleichen Atemzug auf geradezu phantastische Art für Realismus. Damit erweisen sich seine Geister und Untoten als Verwandte jener Gesichte, die im 19. Jahrhundert den metaphysischen Ruf der Fotografie untermalten. Einer von deren Gründungsmythen besagt, dass sie direkt aus dem Zwischenreich zwischen dem Leben und dem Tod zu erzählen vermag. Der Tod wurde zur Signatur eines Mediums, dem die Vergänglichkeit eingeschrieben ist. Im Film nehmen wir sie als zeitliche Dimension wahr. So erleben wir bei Petzold, wie Yellas Zeit abläuft und dabei gleichzeitig ihr Traum Wirklichkeit wird. Das Leben wird zur Kunst – und bringt hier nicht weniger als ein kleines Filmwunder hervor.» Claudia Schwartz, NZZ, Oktober 2007