W. – Was von der Lüge bleibt
Schweiz 2020, 111', DCP, OV/d/f. Ab 14 J., Regie Rolando Colla. Drehbuch Rolando Colla, Illustrationen: Thomas Ott. Mit Bruno Dössekker Wilkomirski, Daniel Ganzfried, Eva Koralnik, Stefan Mächler, Karola Fliegner, Wanda Wilkomirska, Hanno Helbling.
Bruno Wilkomirski veröffentlichte 1995 ein Buch über seine Kindheit in einem KZ, das weltweit gefeiert, später aber als Fälschung entlarvt wurde. 20 Jahre nach dem Skandal sucht Rolando Colla in seinem Dokumentarfilm nach den Motiven des Mannes, der sein Leiden als Waisenkind in der Schweiz auf ungeheuerliche Weise zur Biografie eines Holocaust-Opfers überhöhte.
Das Buch «Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939–1948» schlug international hohe Wellen – sowohl als es erschien, wie auch als sich später herausstellte, dass die angebliche Autobiografie erfunden war. Der Berufsmusiker Bruno Wilkomirski beschrieb in seinem 1995 erschienenen Werk seine frühste Kindheit in einem Konzentrationslager. Er erhielt Preise, war als Zeitzeuge und Experte weitum gefragt. Nachdem vier Jahre später bekannt wurde, dass es sich bei «Bruchstücke» um eine Art Lebenslegende handelt, Bruno die ganze Kindheit in der Schweiz verbracht hatte, beharrte er zunächst auf der Richtigkeit seiner Erinnerungen. Dann zog er sich zurück und äusserte sich nicht mehr öffentlich – bis jetzt.
Regisseur Rolando Colla ist es gelungen, durch Empathie, Geduld und Unvoreingenommenheit das Vertrauen von Bruno Wilkomirski zu gewinnen. Dieser räumt in W. – Was von der Lüge bleibt erstmals ein, dass «Bruchstücke» keine Autobiografie sei. Collas Film geht den Fragen nach, welches Umfeld und welcher persönliche Hintergrund dazu führten, dass Wilkomirski dieses Buch so geschrieben hat und bis zu welchem Grad etwas universell Menschliches in dieser Täuschung steckt. Ein emotional starker, kluger und inspirierender Dokumentarfilm mit Illustrationen des Comiczeichners Thomas Ott.