Unrueh
CH 2022, 95', DCP, OV/d. Ab 6 (12) J., Regie Cyril Schäublin. Drehbuch Cyril Schäublin. Mit Monika Stalder, Michael Fehr, Hanspeter Meier, Clara Gostynski, Alexei Evstratov u.a.
In seinem an Festivals gefeierten Film erzählt Cyril Schäublin (Dene wos guet geit) vom anarchistischen Aufbruch Ende des 19. Jahrhunderts im Jura, dem Zentrum der Uhrenproduktion. Ein komplexes Zeitbild, komponiert wie ein Uhrwerk – mit intellektueller, politischer und emotionaler Unruhe als Triebfeder.
Neue Technologien verändern eine kleine Uhrmacherstadt in der Schweiz des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die junge Fabrikarbeiterin Josephine stellt das mechanische Herzstück der Uhren her, die ‹Unrueh›. Während sie sich neuen Formen der Organisation von Geld, Zeit und Arbeit ausgesetzt sieht, beginnt sie sich in der lokalen Bewegung der anarchistischen Uhrmacher:innen zu engagieren. Dort begegnet sie dem russischen Reisenden und Kartographen Pjotr Kropotkin.
Cyril Schäublins erster Langspielfilm Dene wos guet geit (2017) wurde an Festivals rund um den Globus gefeiert und mehrfach prämiert. Mit Unrueh geht der Regisseur, der ein Nachkomme einer Nordwestschweizer Uhrmacherfamilie ist, zurück zu seinen familiären Wurzeln – und weist darüber hinaus auch in die Gegenwart. Sein Film spielt in einer Epoche technologischer Umbrüche und damit einhergehender markanter Veränderungen der sozialen Ordnung, die bis in die aktuelle Zeit hineinwirken. Ein facettenreicher, formal und schauspielerisch herausragender, durch Sprachwitz glänzender Spielfilm, an der Berlinale 2022 in der Sektion «Encounters» mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.