The Wild Boys
Frankreich 2017, 110', DCP, F/d. Regie Bertrand Mandico. Drehbuch Bertrand Mandico. Mit Pauline Lorillard, Vimala Pons, Diane Rouxel, Anaël Snoek, Mathilde Warnier, Sam Louwyck, Elina Löwensohn.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts begehen fünf Jungs aus gutem Hause, die dem Okkulten huldigen, ein scheussliches Verbrechen. Daraufhin werden sie einem alten Kapitän anvertraut, der ihnen auf seinem Kahn mit harter Hand wieder Zucht und Ordnung beibringen soll. Von der Schikane zermürbt und mit den Kräften am Ende, proben sie den Aufstand – und stranden auf einer Insel voller bizarrer Gewächse, von der eine mysteriöse Kraft ausgeht. Nach einiger Zeit beginnt ihr Zauber, sie zu verändern.
«Interessant ist Mandicos Entscheidung, die Jungen von Schauspielerinnen verkörpern zu lassen. Das passt gut zu den Grenzüberschreitungen und sexuellen Uneindeutigkeiten, die sich als Leitmotive durch den Film ziehen. Ob Sex oder Gewalt, Mann oder Frau, schwul oder hetero: in The Wild Boys sind das keine Gegensätze, weil alles ineinanderfliesst. Ungewöhnlich ist auch die Machart des Films. Gedreht wurde auf grobkörnigem 16mm-Material, mal in Schwarzweiss, dann wieder in Farbe. Ähnlich wie sein kanadischer Kollege Guy Maddin bedient sich Mandico ausserdem bei allerlei Stilmitteln aus dem Fundus der Filmgeschichte. The Wild Boys offenbart noch in anderer Hinsicht ein besonderes Verhältnis zur Vergangenheit, weil er sich offensichtlich in der Tradition eines queeren Undergroundkinos versteht. Mit seinen homoerotischen Fantasien und der Do-it-Yourself-Ästhetik erinnert er an Pioniere wie Jean Genet, Kenneth Anger und James Bidgood. zudem wimmelt es von popkulturellen Bezügen. Während die Geschichte der gewalttätigen Jungen an Bücher wie William Goldings «Herr der Fliegen» und Anthony Burgess‘ «Clockwork Orange» denken lässt, finden sich auf dem düster waberndem Soundteppich unter anderem Jacques Offenbach und Nina Hagen.» Michael Kienzl