Sehr frei nach Shakespeare: Aus halbwegs realen Anfangsszenen steigert sich der Film in optisch-musikalischen Irrwitz. Der Luftgeist Ariel tänzelt als Showmaster der Fünfzigerjahre herein und überwacht ein groteskes Militärballett, zu dem sich die Matrosen der gekenterten Fregatte im Reigen drehen. Schliesslich öffnen sich die Portale des vergammelten Schlosses, um der schwarzen Sängerin
Elisabeth Welch einen grandiosen Auftritt zu gestatten. In einem goldenen Chiffongewand schreitet sie durch das von swingenden Marinesoldaten gebildete Spalier und singt «Stormy Weather».
«So kühn ist nur Kino. Mit provozierender Direktheit stürmt ein junger englischer Filmer auf das hinter Bollwerken von Sekundärliteratur fast verschwundene (wahrscheinlich) letzte Bühnenwerk Shakespeares ein. Alle Kathedralen staatsphilosophischer, philologischer, poetischer Interpretation wegsprengend, die über diesem Text errichtet wurden, den der siebenundvierzigjährige Dramatiker fünf Jahre vor seinem Tod geschrieben hat, stürzt sich der achtunddreissigjährige Regisseur und Bearbeiter Derek Jarman in die phantastische Abenteuergeschichte, die den Kern dieses Märchenspiels
bildet. Das Ergebnis ist ein in düsteren Farben glühender, bildersüchtiger, geräuschtrunkener Film, der in jeder seiner 95 Minuten rätselhafter wird – und so dem Original auf geheimnisvolle Art näherkommt.» (Rolf Michaelis, «Die Zeit»)