
The Limits of Control
Ist das Kunst oder Leerlauf? Ist das noch Film oder eher eine Lektion in Sachen Meditation? Mit The Limits of Control provozierte Jim Jarmusch 2009 zum Teil garstige Verrisse. Das ist nicht erstaunlich, denn der Meister der Coolness ging mit diesem Film so weit Richtung Abstraktion wie nie zuvor. Die Story ist ein bis auf die nackte Struktur reduziertes Gerüst, die zentrale Figur ein Killer ohne Name, Biografie oder Geschichte – ein weisses Blatt. Isaach De Bankolé spielt diesen Mann mit stoischer Gelassenheit und eiserner Verschwiegenheit als Seelenverwandten von Forrest Whitaker in Jarmuschs Ghost Dog oder von Alain Delon in Melvilles Le Samouraï. Sein Weg führt den Killer von Madrid nach Sevilla und weiter ins spanische Niemandsland. Unterwegs trifft er in Cafés seine Kontaktpersonen, die von Stars wie John Hurt, Tilda Swinton oder Gael García Bernal verkörpert werden. Wie so oft folgt Jarmusch auch in diesem Film seiner Vorliebe fürs Episodische und Serielle, und selbstverständlich unterläuft er auch im Showdown die Erwartungen des Publikums. In diesem formvollendeten Zen-Thriller ist der Weg tatsächlich das Ziel. Und dieser Weg ist mit Sentenzen gepflastert, welche alle auf die eine oder andere Art die Flüchtigkeit unserer Existenz hienieden betonen: «Das Leben ist nichts wert.» / «Das Universum hat kein Zentrum.» / «Wer denkt, er sei mehr als die anderen, soll auf den Friedhof gehen.» / «Alles ist subjektiv.»
Thomas Allenbach