
The Holycoaster S(hit) Circus
Die Berner Theatergruppe PENG! Palast legt ihren ersten Kinofilm vor: The Holycoaster s(HIT) Circus treibt ein provokantes Spiel mit der Wirklichkeit und nimmt uns mit auf einen waghalsigen Bühnentrip mit Nazi-Opas, hervorgezauberten Palästinensern und israelischem Gutmenschen-Tanztheater. Premiere: Donnerstag, 13.10. 20:15 in Anwesenheit von PENG! Palast; Moderation: Pedro Lenz. Im Anschluss Premierenparty mit DJ Raucher (j4j, zh/be).
Die Planung des neuen Theaterstücks von PENG! Palast steht an: Dennis Schwabenland, Christoph Keller und Benjamin Spinnler, drei Berner Theatermacher, wollen ein Projekt zum Thema Helden realisieren. Nach gründlicher Recherche in Form von persönlichen Interviews zum Thema «Familie und Helden» möchte Dennis, deutscher Herkunft, das Projekt absagen: Es stellt sich heraus, dass es in seiner Familie einen ranghohen Nazi gab und er dieses Geheimnis nicht vor Publikum preisgeben möchte. Der Abbruch des Projektes wird allerdings von den Leiterinnen des Schlachthaus Theaters Bern, Maike Lex und Mirjam Prongué, verhindert. Beide schlagen PENG! Palast eine Zusammenarbeit mit einer israelischen Gruppe, Macholm Shalem, vor. Vielleicht lässt sich dieser persönliche Konflikt künstlerisch auswerten? Christoph und Benni lassen sich sofort begeistern und auch Raphael Urweider, der Dramaturg der Gruppe, reizt die Idee einer Reise nach Israel. Dennis bleibt skeptisch – aus Angst vor einer Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit seines Grossvaters. Die Gruppe tritt trotz Dennis` Bedenken die Reise ins Heilige Land an. Doch schon am Flughafen in Tel Aviv zeichnen sich erste Probleme ab. Und schon bald verheddern sich alle Beteiligten immer mehr in Vorurteilen, bis etwas Schreckliches passiert.
The Holycoaster s(HIT) Circus zeigt und hinterfragt auf provokante Art und Weise bestehende Vorurteile, die erst recht dann zum Vorschein kommen, wenn drei verschiedene Kulturen versuchen, sich mit Toleranz und Gutmenschentum näher zu kommen. Hochaktuell in einer Zeit, in der Brandstifter versuchen die Welt in Schwarz und Weiss einzuteilen, begleiten wir die vier Berner im Erstlingswerk von PENG! Palast und Kino Kitchen (Tel Aviv) auf einem Roadtrip zu menschlichen Abgründen. Am Ende dieser 73-minütigen Achterbahnfahrt der Gefühle müssen sich alle fragen, welche Vorkommnisse der Wahrheit und welche der Phantasie entsprungen sind.
The Holycoaster s(HIT) Circus entstand nach einem längeren Prozess. 2011 gab es bereits ein gleichnamiges Theaterprojekt, welches um die Welt reiste (6 Länder, über 30 Vorstellungen). Neben der Schweiz (Bern, Zuürich, Biel, Chur, Winterthur) stiess das Projekt bisher in Israel (Jerusalem, Tel-Aviv, Herzlia), Singapur, den Niederlanden (Amsterdam), Deutschland (Berlin, Leipzig und Dresden) und Österreich (Graz) auf grosses Interesse. PENG! Palast verfolgt bereits in seiner Theaterarbeit einen fiktionalen und einen nicht-fiktionalen Ansatz. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Echtheit und Fake. PENG! Palast interessiert sich für die Übergangsbereiche, für die Stellen, an welchen glaubwuürdiges, authentisches Spiel aufhört und in vorgetäuschte, manipulative Szenen übergeht. Das Ziel ist, die Zuschauer in eine Situation zu bringen, in der sie nicht mehr sicher sind, welcher Quelle das Behauptete entspringt. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzt PENG! Palast verschiedene Mittel und Medien. Das Spiel und die Themen der Gruppe basieren auf persönlichen und politischen Hintergründen. Diese Strategie der Wirklichkeitsverwirrung überträgt die Gruppe nun auf ihren ersten Kinofilm.