TARANTISM REVISITED
DE/CH 2024, 105', DCO, OV/d. Regie Anja Dreschke, Michaela Schäuble. Drehbuch Anja Dreschke, Michaela Schäuble.
Anhand von Film-, Foto- und Tonaufnahmen zeichnet der essayistische Dokumentarfilm die Geschichte des Tarantismus nach, einem süditalienischen Besessenheitstanz. Umrahmt von den Briefen einer «Tarantata» verwebt er Bilder und Stimmen aus Vergangenheit und Gegenwart, um die Geschichte des Tarantismus und seine aktuelle Wiederbelebung zu erforschen.
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Rex 11
«Apulien, 1959: Frauen in weissen Kleidern tanzen ekstatisch in einer kleinen Kapelle. Sie springen herum, wälzen sich auf dem Boden, einige klettern sogar auf den Altar. Man sagt, sie seien von einer Spinne gebissen worden. Ihr Tanzwahn erfordert einen rituellen Exorzismus mit Musik. Bilder wie diese inspirierten italienische Anthropolog:innen zu einer Reise nach Süditalien. Mit Tonbandgeräten, Film- und Fotokameras waren sie dem Phänomen des Tarantismus auf der Spur.
Der essayistische Dokumentarfilm folgt den vielen multimedialen Archivalien, die auf dieser Forschungsreise entstanden sind. Er arbeitet die weiblichen Stimmen der Betroffenen heraus, die sich als Expertinnen ihrer eigenen Aufführungen herausstellen. Zwischen der Forscherin Annabella Rossi und der ‹Tarantata› Michela Margiotta entwickelte sich eine besondere Beziehung, ihr Briefwechsel steht im Zentrum. Auch heute noch verstören die Bilder der weiblichen Raserei, erzählen vom Kontrollverlust der Ehemänner, Familien, von Wissenschaft und Kirche. Im Apulien der Gegenwart findet der Film lebendige Formen des Tarantismus vor, als Folklore gebändigt, für den Tourismus attraktiv. Es gibt neue Gifte, die das System befallen haben. Auch sie müssen herausgetanzt werden.» Jan Künemund, DOK Leipzig