Sparrows
Sparrows
Island / Dänemark / Kroatien 2015, 99', DCP, OV/df. Ab 16 J., Regie Rúnar Rúnarsson. Drehbuch Rúnar Rúnarsson. Mit Atli Oskar Fjalarsson, Ingvar E. Sigursson, Kristbjörg Kjeld.
Der Isländer Rúnar Rúnarsson gewann mit seinem Jugenddrama letztes Jahr überraschend den Hauptpreis des Filmfestivals San Sebastian. Ohne zu moralisieren und mit grosser Empathie für seine Figuren erzählt er vom Erwachsenwerden und bettet die Geschichte in Bilder der Einsamkeit, wie sie nur in Island zu finden sind.
Der 16-jährige Ari lebt mit seiner Mutter in Reykjavik. Als es die Mutter arbeitsbedingt nach Afrika zieht, schickt sie ihren Sohn zurück zu seinem Vater in das Dorf seiner Kindheit in der abgelegenen Region der Fjorde im Nordosten der Insel. Dort sind die Folgen der Finanzkrise allgegenwärtig. Der Teenager taucht aus seiner urbanen, heilen Umgebung plötzlich in eine dörfliche, trostlose Welt mit einem alkoholkranken Vater, Drogen und Gewalt zwischen Jugendlichen ein. Die Beziehung zu seinem Vater ist nicht einfach, und seine Freunde aus der Kindheit scheinen sich verändert zu haben. In dieser schwierigen Situation, aus der er nicht ausbrechen kann, muss Ari sich behaupten, um seinen Weg zu finden.
Langsam, ruhig, zugleich schonungslos und doch mit grosser Empathie für seine Figuren und mit Blick für die spektakuläre Landschaft erzählt Rúnarsson Aris Geschichte und bettet diese in Bilder der Einsamkeit, wie sie nur in Island zu finden sind.
«Island exportiert nicht nur Pop und Fussball, sondern auch Kino – gutes Kino, wie Rúnar Rúnarsson beweist, der bereits 2011 mit Volcano auf sich aufmerksam machte. (...) Was die Story, betrifft, ist Sparrows nicht unbedingt originell, auf dem Papier ist das eine Geschichte über das Erwachsenwerden. Doch die Einzigartigkeit von Rúnar Rúnarsson zeigt sich in der Inszenierung, und damit macht er den grossen Unterschied. Da geht es zum einen Landschaften und um Sprache, die ungewohnt sind im Kino. (...) Und dann ist da der unvoreingenommene Blick von Rúnarsson, der nichts Moralisierendes hat. Mit viel Taktgefühl und grosser Zärtlichkeit schildert er heikle Szenen und macht etwa aus einer Sexszene einen quasi mütterlichen Akt.» (Les Inrockuptibles)