SONG FROM THE FOREST
SONG FROM THE FOREST
Deutschland 2013, 97', DCP, OV/d. doc, Regie Michael Obert. Drehbuch Louis Sarno, Samedi Mathurin Bokumbe,. Mit Louis Sarno, Samedi Mathurin Bokumbe, Jim Jarmush.
Song From the Forest ist ein Film über die Liebe: die Liebe zur Musik, zur Natur, zur Welt – und die Liebe zwischen Vater und Sohn. In seinem modernen Epos begleitet der Filmemacher Michael Obert den amerikanischen Musikologen Louis Sarno und seinen Sohn, den Pygmäenjungen Samedi, auf ihrer Reise vom afrikanischen Regenwald nach New York City.
Als junger Mann hörte der Amerikaner Louis Sarno im Radio einen Gesang, der ihn nicht mehr losliess. Er folgte den geheimnisvollen Klängen bis in den zentralafrikanischen Regenwald, fand seine Musik bei den Bayaka-Pygmäen – und kam nicht mehr zurück. Heute, 25 Jahre später, ist Louis ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft aus Jägern und Sammlern. Mit einer Bayaka-Frau hat Louis einen Sohn, den 13-jährigen Pygmäenjungen Samedi. Als Baby war Samedi schwer krank und lag im Sterben. Louis hielt ihn die ganze Nacht und versprach ihm: «Wenn du überlebst, zeige ich dir eines Tages die Welt, aus der ich gekommen bin.» Nun löst er sein Versprechen ein und reist mit seinem Sohn aus dem afrikanischen Regenwald in jenen anderen Dschungel aus Beton, Glas und Asphalt – nach New York City. Hier treffen sie auf Familienangehörige und alte Weggefährten wie Louis’ Studienfreund Jim Jarmusch, in dessen Filmen DEAD MAN (1995) und GHOST DOG (1999) sich Anklänge an Sarnos Lebensgeschichte finden. Schon bald nach ihrer Ankunft die Überraschung: Samedi, der den Regenwald bis dahin nie verlassen hat und kein Wort Englisch spricht, kommt in Amerika sehr viel besser klar als Louis. Die Annäherung an die Welt, die der Vater vergessen wollte und die der Sohn nun erobern will, verläuft langsam, leise und mit Rückschlägen. Getragen vom Kontrast zwischen dem Regenwald und dem urbanen Amerika, wächst das ungleiche Paar unterwegs immer schicksalhafter zusammen. SONG FROM THE FOREST erzählt von ihren Siegen, aber auch von ihren Niederlagen. Ein modernes Epos, das am Ende der gemeinsamen Reise von Vater und Sohn auf einen überraschenden Rollentausch zusteuert. Und auf die Ahnung des Zuschauers, dass der afrikanische Regenwald und das urbane Amerika – die beiden scheinbar streng getrennten Welten – so getrennt gar nicht sind.
SONG FROM THE FOREST kombiniert die Musik der Bayaka mit Renaissancegesängen aus dem 16. Jahrhundert. Die Messe für vier Stimmen des Komponisten William Byrd ist eines von Louis Sarnos Lieblingswerken der klassischen Musik und bildet das musikalische Rückgrat des Films. Die Musik der Bayaka, sozusagen die kulturelle Gegenspielerin der Renaissancegesänge, existiert praktisch nur noch in Louis’ Aufnahmen und in seiner Erinnerung. Als Louis mit seinem Sohn Samedi den Regenwald verlässt, um nach Amerika zu reisen, werden die polyphonen Gesänge der Bayaka und die überraschende Bandbreite ihrer Instrumentalstücke zu Louis’ innerer Stimme und zum Puls des Films.