Sangue del mio sangue
Sangue del mio sangue
Italien / Schweiz / Frankreich 2015, 100', DCP, I/d. Regie Marco Bellocchio. Drehbuch Marco Bellocchio. Mit Roberto Herlitzka, Pier Giorgio Bellocchio, Lidiya Liberman, Fausto Russo Alesi, Alba Rohrwacher, Federica Fracassi, Alberto Cracco, Bruno Cariello, Toni Bertorelli, Filippo Timi, Elena Bellocchio.
Wie sein Zwillingsbruder wird auch Federico, ein junger Soldat, von der Schwester Benedetta verführt. Für diese Schuld soll Benedetta im Klostergefängnis der Stadt Bobbio lebendig eingemauert werden. Einige Jahrhunderte später kehrt ein anderer Federico, von Beruf Steuerfahnder, an den Ort des Geschehens zurück. Dabei entdeckt er, dass ein verschlossener alter Mann seit Jahren in dem Gebäude wohnt. Marco Bellocchio verbindet in seinem rätselhaften Film ganz selbstverständlich zwei Geschichten, aus denen andere zwei Filme in unterschiedlichen Genres gemacht hätten.
Der junge Priester Federico wird von der Inquisition des 17. Jahrhunderts in ein Klostergefängnis in der Stadt Bobbio geschickt. Er soll Schwester Benedetta das Geständnis abringen, sie habe ihren früheren Beichtvater, Federicos Bruder, verführt und in den Tod getrieben. Wenn Benedetta nicht gesteht, muss sie sich drei Prüfungen unterziehen – Wasser, Feuer und Tränen – um ihre Unschuld zu beweisen. Auch Federico wird in den Bann der hypnotischen Benedetta gezogen. Es folgt ein Sprung in die Gegenwart – Marco Bellocchio schlägt damit den Bogen von mittelalterlichen Hexenprozessen zu mafiösen Verstrickungen in der heutigen italienischen Gesellschaft: Heutzutage ist das Gefängnis von Bobbio heruntergekommen und verlassen. Der Steuerfahnder Federico unterstützt einen russischen Millionär beim Kauf der alten Ruine. Doch ein verschlossener alter Mann lebt seit Jahren in dem Gebäude. Den als «der Graf» bekannten Mann sieht man nur ab und zu nachts herumstreichen.
«Der Film enthält, was sein Titel verspricht: Eine historische Liebestragödie mit Frauenfiguren, die als Hexen in Klostern eingesperrt werden, und Mönchen, die nach ihnen schmachten. Geliebte, die sich umbringen. Rächer, die in Kloster eindringen. (...) Hätte es Bellocchio bei seinem ersten Teil-Film belassen, er hätte das Innere eines Gottesstaates, dessen jahrhundertealte Mauern noch heute die Fundamente unserer Innenstädte bilden, entblössen können. Er hätte eine grossartig, dichte Geschichte erzählt über jene Zeit, da die Kirche mit aller Brutalität ihre religiösen Gesetze über die Gesetze der Menschlichkeit stellte – konventionell, wie viele vor ihm. Doch den Meister juckte der Verstoss gegen Gesetze. Mit einem surrealen Schwenker in die Gegenwart überbietet er zum Schluss sich selbst.» («TagesWoche»)