Ruhe
Special Karl Saurer
CH 1970/2023, 50', DCP, D. Regie Karl Saurer, Hannes Meier, Gerhard Camenzin. Drehbuch Karl Saurer, Hannes Meier, Gerhard Camenzin.
1970 realisierte der Schweizer Filmemacher Karl Saurer (1943-2020) für das Schweizer Fernsehen die Dokumentation Ruhe. Diese wurde aus politischen Gründen nie ausgestrahlt. Nun ist das filmhistorisch bedeutende Werk erstmals öffentlich und in restaurierter Form zu sehen. In einer Einführung wird Jo Lang den Film in die Zeit seiner Entstehung einbetten. Zudem stellt die Herausgeberin Elena M. Fischli das Buch «Filme für den kreativen Widerstand – zum Wirken Karl Saurers» vor.
Der erste von sechs Beiträgen des vom Deutschschweizer Fernsehen geplanten Jugendmagazins «Die Kehrseite» dokumentiert Kritik und Anliegen einer jungen Generation, die sich der Devise von «Ruhe und Ordnung» nicht mehr bedingungslos unterordnen und Raum für freiere, offenere und gerechtere Lebensformen und Verhältnisse fordert. Vor der Ausstrahlung verfügt die Direktion – ohne jegliche Diskussion mit den Autoren – den Abbruch des Projekts aus Angst vor negativen politischen Interventionen. Ruhe ist für die unmittelbare Zeit nach 1968 in der Schweiz ein filmhistorisch einzigartiges und bedeutendes Werk – heute erstmals öffentlich zu sehen! Der Film beleuchtet kritisch die damalige gesellschaftspolitische Realität und führt verschiedene Aufbruchs-Bewegungen vor Augen: den Kampf um autonome Jugendzentren, um einen Zivildienst, die Frauenbefreiungsbewegung, die Forderung nach antiautoritärer Erziehung, Lehrlingsgewerkschaften, den Protest gegen Verdrängung von Wohnraum aus Innenstädten, die Antirassismus-Bewegung.
Das Buch
Zwölf Autorinnen und Autoren eröffnen einen spannenden und kurzweiligen Zugang zu den wichtigsten Filmen von Karl Saurer. Sie geben Einblick in Motivation, Hintergründe, Entstehungsprozesse und schildern Erfahrungen während der Dreharbeiten oder des Einsatzes der Filme. Ein reichhaltiger Bilderreigen ergänzt die anregenden Essays. Ein biografischer Beitrag mit vielen Selbstaussagen Karl Saurers gewährt Einblick in den Werdegang dieses Filmschaffenden, Filmwissenschaftlers, Dozenten, Mentors und Förderers junger Cineasten in Europa, Afrika und Asien. Texte und Bilder zeigen einen engagierten, mutigen und spielerischen Filmemacher, der nie müde wurde in seinem kreativen Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Missstände. Die unterhaltsame Monografie über seine Werke wird so zu einer inspirierenden Ermutigung dafür, sich einzumischen und einzusetzen für Werte, die das Leben gerechter und zukunftsfähiger machen.