Quando ero Cloclo

Stefano Knuchel wird am 9. September 1966 als viertes von fünf Kindern in Locarno geboren. Die idyllische Zeit in einer Villa mit Blick auf den Lago Maggiore, in der seine Eltern ausschweifende Partys feiern, währt allerdings nur kurz. Denn Stefanos Vater ist ein Gauner, der Immobilien günstig an- und überteuert verkauft oder gleich Dinge zu Geld macht, die er gar nicht erst besitzt, wenn er nicht gerade ein Motel mit Nachtklub oder eine Bar betreibt. Immer wieder ist die Familie deshalb auf der Flucht, und immer wieder flüchten sich Mutter und Sohn aus der kriminellen Wirklichkeit in eine Traumwelt: So verwandelt sich der kleine Stefano regelmässig in eine Miniatur des französischen Sängers Claude «Cloclo» François, den seine Mutter anhimmelt.

Stefano Knuchel hat seinen Dokumentarfilm ebenfalls als ein Spiel aus Realität und Illusion angelegt. Aufnahmen aus dem Familienarchiv kombiniert er mit dokumentarischen Bildern seiner Recherche und nachgespielten Szenen. In diesen verwandelt sich der Regisseur erneut in Cloclo, er liegt wie einst als Kind wieder im Fonds des Wagens, mit dem seine Familie auf der Flucht ist, und erinnert sich daran, wie er als Fünfjähriger heimlich eine Party der Eltern oder wenige Jahre später eine Stripshow mit einem Bären im elterlichen Nachtklub beobachtete.

«Stefano Knuchels Perspektive ist zutiefst subjektiv. Wie er sich seinem Publikum dabei ausliefert, seine Gedanken und Gefühle gnadenlos offenlegt und diese in eine künstlerisch anspruchsvolle dokumentarische Form giesst, ist absolut sehenswert und bis zum Ende fesselnd.» (Falk Straub, spielfilm.de)