Nuestras madres
Guatemala 2019, 77', DCP, Spanisch/d/f. Regie César Díaz. Drehbuch César Díaz. Mit Armando Espitia, Emma Dib, Aurelia Caal, Julio Serrano Echeverría, Victor Moreira.
Guatemala war von 1960 bis 1996 ein Land im Bürgerkrieg. Tausende Widerstandskämpfer verschwanden in jenen Jahren. César Diaz erzählt von einem jungen Forensiker, der glaubt, eine Spur seines Vaters gefunden zu haben. Und vom Kampf der Frauen um späte Gerechtigkeit. Sein bewegender Film wurde in Cannes mit der Caméra d’Or ausgezeichnet.
Ernesto setzt Skelette zusammen, die in Massengräbern gefunden und ausgegraben wurden. Er ist Forensiker und soll herausfinden, wessen Knochen es sind. Eines Tages bittet ihn eine ältere Frau, in ihrem Dorf ein Grundstück zu durchsuchen, auf dem sie die Überreste ihres Mannes wähnt. Dieser war vor vielen Jahren nach einem Militärangriff verschwunden. Auf dem Foto, das sie ihm zeigt, glaubt Ernesto bei einer der Figuren die Züge seines Vaters zu erkennen, der ebenfalls verschwunden ist und über den seine Mutter nie spricht. Ernesto macht sich auf den Weg.
Nuestras madres ist ein zurückhaltender Film. Unprätentiös gestaltet César Díaz seine Erzählung, und gerade daraus zieht der Film seine emotionale Kraft und seine stille und würdevolle Schönheit. Der Filmemacher weiss, dass seine Arbeit verblasst vor diesen Frauen, diesen Müttern und Töchtern, die Gerechtigkeit fordern und Mühe haben, sich Gehör zu verschaffen. Es geht um späte Gerechtigkeit: Die Suche nach den Verschollenen wird von privaten Initiativen durchgeführt, weil die Behörden weitermachen und vergessen wollen. Die Sorgfalt, mit der die Szenen gefilmt werden, erinnert an Patricio Guzmáns El botón de nacar, denn es geht auch hier um Erinnerung.