Nebesa - Der Schein Trügt
Serbien 2021, 122', DCP, Serb/d. fic, Regie Srdjan Dragijevic. Drehbuch Srdjan Dragijevic. Mit Goran Navojec, Ksenija Marinkovic, Natasa Markovic, Danijela Mihajlovic.
Die atmosphärisch dicht und schwungvoll inszenierte Komödie, wartet mit markant gezeichneten und mit Verve gespielten Figuren auf und besticht mit Lust am Deftigen und schwarzen Humor.
«Nebesa» bietet eine unkonventionelle Sicht auf die Transformationszeit in einem postkommunistischen Land und behandelt sie als turbulenten Übergang in eine christliche Ära. Wunder sind die Antwort des kollektiven Bewusstseins auf die Veränderungen, die die Gemeinschaft zwingen, die Welt um sie herum in einem neuen Licht und aus einer wundersamen Perspektive zu betrachten. (arttv)
Stojan ist ein unbescholtener Mann, fürsorglicher Familienvater und sehr bescheiden. Ein Kurzschluss der Glühbirne bringt ihm unverhoffte Erleuchtung: ein Heiligenschein ziert plötzlich Stojans Haupt. Er wird zu der Attraktion in der Nachbarschaft und stellt das beschauliche Leben seiner Familie auf den Kopf. Stojans Frau Nada ist vom Trubel schnell genervt. Das Ding muss weg und eine Mütze ist bekanntlich keine Dauerlösung. Doch nachdem auch gründliches Haarewaschen nichts bringt, verdonnert sie ihren Mann zu einem ausgiebigen Curriculum in Sachen Sünde. Ein bisschen Völlerei hier, ein wenig Ehebruch dort. Von derlei Tricksereien lässt sich der edle Nimbus nicht beeindrucken. Stojan ackert sich durch alle Todsünden – und findet schließlich Gefallen an der Grausamkeit. Und nicht nur er. Je herzloser Stojan seinen Vorteil ausnutzt, umso bereitwilliger wird er von den Nachbarn als moralische Instanz akzeptiert. Es stellt sich heraus: der schöne Schein überstrahlt auch noch den schlimmsten Frevel.
Die Geschichte von Stojans Aufstieg ist nur der spektakuläre Auftakt zu Srdjan Dragojević in drei Episoden geteilte Satire DER SCHEIN TRÜGT, in dem neben scheinheiligen Heiligenscheinen auch die lange Leitung zu Gott und essbare Kunstwerke eine Rolle spielen. Dem PARADA-Regisseur gelingt nichts weniger als eine so furiose wie groteske Bestandsaufnahme des post-sozialistischen Europas, eine hinterlistige, äußerst kurzweilige und sehr schlaue Abrechnung mit der Macht der Bilder und der Lust an der Projektion.