«Mit ,moderato cantabile’, der musikalischen Bezeichnung für ein ruhiges, gemässigt-getragenes Tempo, wäre auch das Leben von Anne Desbarèdes treffend beschrieben. Sie ist mit dem reichsten Fabrikbesitzer der Kleinstadt Blaye an der Gironde verheiratet, ihre einzige Abwechslung besteht darin, ihren Sohn zum Klavierunterricht zu begleiten und lange Spaziergänge mit ihm zu unternehmen. Das Ehepaar lebt in emotionaler Distanz, Anne ist eine Fremde im eigenen Haus. Doch eines Tages unterbricht ein lauter Schrei den Klavierunterricht ihres Sohnes, der für die strenge Lehrerin gerade eine Sonatine von Diabelli spielt. Im Bistro unterhalb des Musikzimmers wurde ein Mord an einer jungen Frau verübt; irritiert und fasziniert gesellt sich Anne zu den Schaulustigen. Am nächsten Tag besucht sie zum ersten Mal das Bistro und lernt dort den jungen Fabrikarbeiter Chauvin kennen. Er lädt die schöne Fremde zu einem Glas Wein ein und die beiden geraten ins Spekulieren über die Hintergründe des Mordes – ein Beziehungsdelikt, wie sich herausstellt – wodurch sie sich näherkommen.
Regisseur Peter Brook zählt zu den wichtigsten Vertretern des zeitgenössischen Theaters. In Moderato cantabile adaptierte er einen Roman von Marguerite Duras. Während der Dreharbeiten entstand eine lebenslange Freundschaft zwischen Jeanne Moreau und der Schriftstellerin. Für die Rolle der Anne wurde Moreau 1961 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.»(Marina Schütz, Kinok St. Gallen)