Longing
Israel 2017, 103', DCP, Heb/df. fic, Regie Savi Gabizon. Drehbuch Savi Gabizon. Mit Shai Avivi, Asi Levi, Neta Riskin, Yoram Tolledano, Shimon Mimran.
Humorvolle Annäherung ans Vatersein: Ariel erfährt, dass er einen Sohn hatte, der tödlich verunfallt ist. Jetzt versucht der Mann, der nie Vater werden wollte, mit seiner Rolle fertig zu werden.
Longing ist ein Film, der einen in jeder Beziehung verblüfft und im besten Sinn berührt, den man ganz einfach wärmstens weiterempfehlen möchte, weil er so vieles aus der eigenen Lebenserfahrung zum Schwingen bringt. Die Geschichte ist so reich und vielschichtig, ohne kompliziert zu sein. Sie ist humorvoll, auch wenn ihr ernster Ansatz dies gar nicht vermuten liesse, und sie steckt voller Überraschungen. Savi Gabizon versetzt uns mit viel Feingefühl und Geschick in die Lage eines Mannes über fünfzig, alleinstehend und erfolgreich im Beruf. Die grosse Liebe von einst hat er wohl mit Arbeit kompensiert, und jetzt kontaktiert sie ihn wieder mit der Nachricht, er hätte eigentlich einen wunderbaren Sohn. Ohne viel Umschweife nimmt uns Savi Gabizon mit zu einer doch speziellen Vaterwerdung, denn Ariel weiss, dass er einen Sohn hat, aber erfährt auch, dass er ihn überlebt hat, ohne ihm je begegnet zu sein. Also will er wenigstens jetzt wissen, wer Adam war, und es beginnt der Identifikationsprozess eines Elternteils mit seinem Kind, was bald schon nichts Kritisches mehr zulässt. Klar ist, der eigene Sohn kann nur der Beste sein. Mit einem grossartigen SchauspielerInnen- Ensemble inszeniert Gabizon die wunderbare Geschichte dieser Vaterwerdung ohne Kind. Es gibt wenige Filme, die so berührend davon erzählen, was das Elternsein, ja was das Leben am Ende ausmacht, die einen einladen und mitnehmen auf ihrem Weg, die in unterschiedlichen Kontexten und aus verschiedenen Erfahrungsperspektiven heraus die alltäglichsten Dinge betrachten und dabei zu wesentlichen Momenten von Beziehungen überhaupt vordringen. Und das so völlig unbeschwert, locker und heiter – vielleicht eben, weil es vom Ende her gedacht ist.
Walter Ruggle, Trigon Film